Sozialisten vor Spaltung Royal will nicht abdanken
26.11.2008, 16:32 UhrNach ihrer hauchdünnen Niederlage bei der Wahl zur Parteichefin der französischen Sozialisten (PS) hat Sgolne Royal den Kampf um die Präsidentschaftskandidatur 2012 aufgenommen. Die neue Parteichefin Martine Aubry steht damit einer starken Opposition der Hälfte der Parteimitglieder gegenüber. In einer Videobotschaft an ihre Anhänger erklärt Royal im Internet: "Ich brauche Euch, denn wir machen weiter. 2012 ist bald, 2012 ist morgen."
Gleichzeitig kündigte Royal noch in der Nacht zum Mittwoch an, sich auf die Parteiverbände zu stützen, die ihr "Ideal teilen", um die PS zu erneuern. Dafür will sie mit Billigbeiträgen von 20 Euro neue Mitglieder anwerben. Das wird von den Honoratioren der Partei abgelehnt, die eine Unterwanderung der PS fürchten. Bereits im Kampf um die Präsidentschaftskandidatur 2007 hatte Royal stark auf kurzfristig angeworbene Neumitglieder gesetzt.
Machtkampf geht weiter
Die erbitterte Fehde der beiden Frauen um die PS-Führung hat dem Bild der Partei in der Öffentlichkeit schwer geschadet und dem Trotzkisten Olivier Besancenot Zulauf für seine geplante neue Linkspartei beschert. In einer CSA-Umfrage machten sechs von zehn Franzosen beide Rivalinnen gleichermaßen für die Krise der Partei verantwortlich. 17 Prozent sahen die Schuld in Royals Lager, 13 Prozent eher bei Aubry. Die Drohung aus dem Royal-Lager, den Sieg Aubrys juristisch anzufechten, scheint vorerst vom Tisch. Royal selbst nahm die Drohung nicht auf.
Angst vor der Spaltung
Der bisherige Sozialistenchef Franois Hollande warnte erneut vor einer Spaltung der Partei. In der Sozialistischen Partei dürfe nicht "ein Block gegen den anderen" antreten, sagte Hollande, der die PS elf Jahre lang geleitet hatte. "Wir haben hier keine zwei sozialistischen Parteien. Wir haben eine einzige Partei." Jeder müsse jetzt "sein Gewissen prüfen", um die Partei zu einen. Schon jetzt habe diese durch den Streit um die neue Führung Schaden erlitten. Viele Wähler seien entmutigt, und die PS-Gegner jeder Couleur rieben sich die Hände.
Hauchdünne Mehrheit für Aubry
Der Nationalrat der PS hatte nach viertägigem Streit am Dienstagabend die 58-jährige Aubry zur Parteichefin erklärt. Der Bürgermeisterin von Lille wurden 67.451 Stimmen der Parteimitglieder zugesprochen. Das waren 102 mehr als für die frühere Präsidentschaftskandidatin Royal. Die neue Parteichefin reichte ihrer Rivalin die Hand zur Zusammenarbeit. "Ich möchte Sgolne sagen, dass wir gemeinsam für die Franzosen gewinnen werden", sagte Aubry. Die drei Jahre jüngere Royal hatte anfangs die Wahl angefochten, weil es in mehreren Stimmbezirken Unregelmäßigkeiten gegeben haben soll.
Quelle: ntv.de