Razzien gehen weiter Rückzug aus Bethlehem
30.05.2002, 08:47 UhrDie israelische Armee hat sich nach viertägiger Besetzung aus Bethlehem zurückgezogen. Augenzeugen berichteten, Kampf- und Mannschaftspanzer hätten die Stadt verlassen. Auch das nahe gelegene Flüchtlingslager Dheischeh sei geräumt worden. Israel hatte den Vorstoß nach Bethlehem mit der Suche nach Extremisten und der Verhinderung von Terroranschlägen begründet.
Unterdessen rückte die israelische Armee am Donnerstag vorübergehend in die palästinensische Autonomiestadt Hebron im Westjordanland ein. Nach Augenzeugenberichten stießen die Truppen vor Morgengrauen mit 30 bis 40 gepanzerten Fahrzeugen ins Zentrum von Hebron vor.
Dort seien bei Hausdurchsuchungen vier Mitglieder der radikal-islamischen Hamas-Bewegung festgenommen worden, berichtete der israelische Armee-Sender. In einem Dorf bei Tulkarem seien weitere sechs Palästinenser zum Verhör festgenommen worden. Ein Kameramann der Nachrichtenagentur Reuters sagte, bei einem der in Hebron Festgenommenen handele es sich um Mohammed Sider, ein führendes Mitglied des Islamischen Dschihad.
Auch in anderen Teilen des Westjordanlands setzte die Armee ihre Aktionen fort. Nach palästinensischen Angaben töteten israelische Soldaten bei Nablus einen Palästinenser. Im südlichen Gazastreifen wurden bei einem Vorstoß der israelischen Armee neun Palästinenser durch Schüsse verletzt.
Seit dem Ende der israelischen Offensive gegen militante Palästinenser im Westjordanland Anfang des Monats hat es fast täglich Razzien in palästinensischen Dörfern und Städten gegeben, bei denen Verdächtige festgenommen und Waffen sicher gestellt wurden. In Bethlehem ging eine solche Razzia am Donnerstag in den fünften Tag.
Nach einer Sitzung des israelischen Sicherheitskabinetts am Mittwochabend wurde nach inoffiziellen Angaben beschlossen, die Taktik der zeitlich begrenzten Militärvorstöße in die Palästinensergebiete fortzusetzen. Das Sicherheitskabinett war zusammengekommen, nachdem am Dienstagabend ein Palästinenser bei einem Überfall auf eine jüdische Siedlung im Westjordanland drei Israelis erschossen hatte.
Arafat setzt Grundgesetz in Kraft
Der palästinensische Präsident Jassir Arafat hat mit fünfjähriger Verzögerung das schon 1997 verabschiedete palästinensische Grundgesetz in Kraft gesetzt. Wie am Donnerstag in Ramallah bekannt gegeben wurde, unterzeichnete Arafat das Gesetz bereits am Dienstagabend. Er reagierte damit auch auf den wachsenden Druck der eigenen Bevölkerung und der westlicher Staaten. Arafats Sprecher Nabil Abu Rdeneh erklärte, das Gesetz sei Teil der von Arafat vor zwei Wochen angekündigten Reformen.
Quelle: ntv.de