Politik

Die Grünen und Joschka Rückzug in die Realität

von Volker Jacobs

So viel Fischer war nie. Am ersten Tag zum Nahostkonflikt: Joschka. Hauptrede am zweiten Tag: Joschka. Schlusswort: Joschka. Früher hätten die Grünen eine solche Parteitagsregie als Persönlichkeitskult verdammt. Aber sie brauchen ihren Joschka.

Sorge, dass sie an der Fünf-Prozent-Klausel scheitern könnten, haben die Grünen anders als vor vier Jahren nicht. Aber bei dieser Wahl werden Erfolg oder Misserfolg mit einem anderen Maßstab gemessen: der Fortsetzung der rot-grünen Koalition, und sie hängt aus heutiger Sicher weniger von den Grünen als von den Sozialdemokraten ab.

Die Grünen sind in diesem Bündnis keineswegs erfolglos geblieben. Öko-Steuer, Atomausstieg - wenn man ihn so nennen will, Homo-Ehe, Staatsbürgerschaft. Vor allem aber: Sie haben die anderen Parteien auch grün angestrichen. Aber die Erfolge sind konsumiert. Nicht Aufbruch zu neuen Ufern, die Bewahrung des Erreichten steht auf dem Programm. Die Friedensbewegten haben sich auch in die Realität zurückgezogen. Dies alles verleiht den Grünen einen höchst erstaunlichen konservativen Zug. Auch dank ihres Erfolges fehlt ihnen eine Vision, das große Projekt, das die Menschen fasziniert.

So geht es den Grünen nicht viel anders als der SPD. Und der Weg, den sie beschreiten wollen, ist dann auch der gleiche. Zum erstenmal in ihrer über 20-jährigen parlamentarischen Geschichte haben sie einen Spitzenkandidaten benannt. Auf den Vizekanzler kommt es an.

Quelle: ntv.de

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