Politik

Der Kriegstag im Überblick Russen graben sich in Luhansk ein - Kiew bekommt Panzer-Jeeps aus Deutschland

Prorussische Separatisten verschanzen sich an der Front in Luhansk.

Prorussische Separatisten verschanzen sich an der Front in Luhansk.

(Foto: REUTERS)

Nach schnellen Vorstößen im Osten der Ukraine graben sich die Kreml-Truppen im Gebiet Luhansk ein. Kiew rechnet nicht mit weiteren Blitzerfolgen, sichert aber die erzielten Geländegewinne. Ein Video soll den russischen Söldnerführer Prigoschin beim Anwerben von Sträflingen zeigen. Die Bundesregierung liefert Panzer-Jeeps statt Leopard 2 und Chinas Präsident nennt Putin seinen "alten Freund". Der 204. Kriegstag im Überblick.

Keine Fortsetzung des schnellen Charkiw-Szenarios in Luhansk

Die russischen Truppen stärken nach ukrainischen Angaben ihre Verteidigungslinien im Osten des Landes. Dadurch werde es schwieriger werden für die ukrainischen Streitkräfte, ihren Vormarsch fortzusetzen, sagte der Governeur von Luhansk, Serhij Hajdaj, im Fernsehen. "Hier graben sich die Russen ein in Swatowe und Troizke", sagte Hajdaj mit Blick auf zwei Ortschaften in der Region Luhansk. "Die heftigen Kämpfe gehen in vielen Richtungen weiter ... Das schnelle Charkiw-Szenario wird sich nicht wiederholen", sagte Hajdaj mit Blick auf den zunächst schnellen Vormarsch der ukrainischen Truppen.

Auch Olexij Danilow vom ukrainischen nationalen Sicherheits- und Verteidigungsrat warnte: "Wir sollten Euphorie vermeiden, es wird noch eine Menge Arbeit werden, unser Land zu befreien, und die Russen haben viele Waffen." Nach jüngsten Angaben von Präsident Wolodymyr Selenskyj haben die ukrainischen Streitkräfte bislang rund 8000 Quadratkilometer an russisch besetztem Gebiet zurückerobert.

London: Ukraine baut Kontrolle in Charkiw aus

Nach Angaben des britischen Verteidigungsministeriums festigt die Ukraine ihre Kontrolle in den zurückeroberten Gebieten in der Region Charkiw. Die russischen Truppen hätten sich westlich des Flusses Oskil größtenteils zurückgezogen, teilte das Ministerium mit.

Chef der Wagner-Söldner rekrutiert Schwerverbrecher

In Russland sorgte ein Video für Aufsehen, das angeblich den kremlnahen Oligarchen Jewgeni Prigoschin beim Rekrutieren von Gefängnisinsassen als Kämpfer zeigen soll. In dem Video, das Anhänger des Kremlkritikers Alexej Nawalny und einige Medien verbreiteten, ist ein Mann zu sehen, der vor Gefangenen auftritt und ihnen die Freilassung verspricht, wenn sie sich für ein halbes Jahr als Söldner in der Ukraine verpflichten. Zugleich gab er bekannt, dass schon Häftlinge auf russischer Seite im Einsatz sind. Prigoschin ist Finanzier der Söldner-Gruppe Wagner.

Von der Leyen besucht Kiew

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen lobte bei einem Besuch in Kiew die Anstrengungen der Ukraine für den angestrebten Beitritt in die EU. "Ich muss sagen, der Beitrittsprozess ist auf einem guten Weg", sagte die deutsche Politikerin bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Präsident Wolodymyr Selenskyj in Kiew. "Es ist beeindruckend, zu sehen, mit welcher Geschwindigkeit, Entschlossenheit und Präzision Sie vorankommen." Selenskyj sagte, die Ukraine wolle schon vor dem angestrebten EU-Beitritt dem EU-Binnenmarkt beitreten.

Lambrecht verspricht 50 Dingos

Deutschland wird der Ukraine zwei weitere Mehrfachraketenwerfer des Typs MARS 2 zur Verfügung stellen, wie Verteidigungsministerin Christine Lambrecht mitteilte. Ukrainische Soldaten würden daran noch im September ausgebildet. Darüber hinaus würden 50 gepanzerte Fahrzeuge vom Typ Dingo geliefert, sagte die SPD-Politikerin auf der Bundeswehrtagung in Berlin.

Der mit Griechenland vorgesehene Ringtausch stehe zudem kurz vor dem Abschluss. Die Regierung in Athen werde dann 40 Schützenpanzer an die Ukraine liefern und erhalte dafür von Deutschland 40 Schützenpanzer vom Typ Marder. Zu den von der Ukraine mehrfach geforderten Kampf- und Schützenpanzern sagte Lambrecht allerdings nichts.

Putin und Xi demonstrieren Einigkeit

Der Krieg in der Ukraine war auch Gegenstand eines Treffens der Präsidenten Russlands und Chinas, Wladimir Putin und Xi Jinping, in Usbekistan. Bei ihrem ersten Treffen seit Beginn des russischen Angriffskriegs am 24. Februar demonstrierten die beiden Staatschefs Einigkeit. Putin lobte am Rande des Gipfels der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit die "ausgewogene" Haltung Xis zum Krieg in der Ukraine. Er erhoffe sich einen neuen Impuls zur Vertiefung der russisch-chinesischen Partnerschaft, erklärte Putin.

China hat die Sanktionen des Westens gegen Russland verurteilt und Verständnis für das Vorgehen Putins in der Ukraine gezeigt. Xi nannte Putin einen "alten Freund" und kündigte eine weitere Zusammenarbeit Chinas und Russlands an, um "Stabilität und positive Energie in eine chaotische Welt" zu bringen.

USA werfen Peking Pakt mit Putin vor

Die USA forderten China zu einer härteren Gangart gegenüber Russland auf. Die Regierung in Peking sollte das Vorgehen in der Ukraine verurteilen, sagte Präsidialamtssprecher John Kirby. "Die ganze Welt sollte auf Linie sein gegen das, was Herr Putin macht. Jetzt ist nicht die Zeit für irgendwelches business-as-usual mit Herrn Putin."

Kreml warnt Washington vor Lieferung von Langstreckenraketen

Russland indes warnte die USA vor der Lieferung von Langstreckenraketen an die Ukraine. Sollten sich die Vereinigten Staaten dazu entschließen, der Ukraine solche Geschosse für die Raketenwerfer HIMARS aus amerikanischer Fertigung zur Verfügung stellen, würden sie damit eine rote Linie überschreiten und zur Kriegspartei werden, sagte die Sprecherin des Außenministeriums in Moskau, Maria Sacharowa. Russland behalte sich das Recht zur Verteidigung seines Territoriums vor.

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Quelle: ntv.de, mau/rts

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