Pentagon legt Studie vor Russen halfen Saddam
25.03.2006, 07:41 UhrRussland soll dem Regime von Saddam Hussein zu Beginn des Irak-Krieges geheimdienstliche Informationen über Angriffspläne und Truppenbewegungen der US-Armee geliefert haben. Das geht aus irakischen Dokumenten hervor, die das Pentagon im Rahmen einer mehr als 200 Seiten langen Studie über die ersten Monate des Krieges veröffentlichte.
Der Bericht löste auf russischer Seite, die nicht vorab informiert worden war, Empörung hervor. "Solche völlig unbegründeten Beschuldigungen an die Adresse der russischen Auslandsaufklärung kommen nicht zum ersten Mal. Wir erachten es als überflüssig, solche Erfindungen zu kommentieren", sagte ein Sprecher des russischen Auslandsgeheimdienstes SWR der Nachrichtenagentur Interfax.
Nach Angaben der "Washington Post" ist die Sicherheitsexpertin Celeste Wallander am renommierten "Center for Strategic and International Studies" skeptisch, dass der Kreml die Weitergabe der brisanten Informationen angeordnet hat. Sehr viel wahrscheinlicher sei, dass ein "frei schaffender Diplomat" wie der damalige russische Botschafter in Bagdad persönlich die Informationen übergeben habe, sagte sie.
Nach einer Analyse der "New York Times" ist es möglich, dass ein Russe im Rahmen der Täuschungskampagne der US-Armee sogar absichtlich falsche Kriegspläne an die Iraker weitergeleitet hat. Grund für diese Annahme sei, dass einige Informationen, die die Iraker von den Russen erhielten, nicht stimmten. Dagegen kommt die "Los Angeles Times" zu der Einschätzung, dass die Enthüllungen die Beziehungen zwischen den USA und Russland gefährden könnten.
Die Informationen über Taktiken und Angriffspläne zu Beginn des Krieges im März 2003 stammen nach Angaben der US-Armee direkt aus dem US-Zentralkommando, das damals in Katar angesiedelt war. Als Motiv werden in der Studie wirtschaftliche Erwägungen Russlands genannt.
Die Iraker wurden den Pentagon-Dokumenten zufolge unter anderem darüber informiert, dass die Amerikaner dabei seien, Bagdad von drei Seiten einzukesseln und sich die größte Truppenkonzentration bei Kerbala befinde. Weiter sei übermittelt worden, dass sich die Amerikaner auf eine Bombardierung Bagdads und der Umgebung konzentrieren würden und die Erstürmung Bagdads nicht vor der Ankunft der 4. Infanteriedivision etwa "um den 15. April herum" beginnen werde. Auf die Qualität der russischen Informationen geht der Report aber nicht ein.
Nichts über den BND
Keinen Aufschluss gibt die Studie des Vereinigten Streitkräfte-Kommandos (USJFC) über das Ausmaß der deutschen Zusammenarbeit mit den USA während des Irak-Krieges. Die "New York Times" hatte Ende Februar über eine intensive Unterstützung der US-Militärplanung durch den Bundesnachrichtendienst (BND) berichtet und sich dabei auf den Report des USJFC bezogen. Der am Freitag verbreitete Bericht geht mit keinem Wort auf eine derartige Hilfestellung ein. Dabei ist offen, ob etwaige Passagen dazu vor der Veröffentlichung aus dem ehemals geheimen Report gestrichen wurden oder ob es gar keine derartigen Passagen gab.
dpa da/ch xx sp
251400 Mrz 06
Quelle: ntv.de