Politik

Mit Zuckerbrot und Peitsche zur Demo Russen müssen für Putin jubeln

Man fühlt sich doch an Sowjetzeiten erinnert: Wie russische Medien berichten, werden Angestellte von Staatsbetrieben und Lehrer mit Versprechen und Drohungen dazu angehalten, für den Präsidentschaftskandidaten Putin zu demonstrieren. Dutzende Gegner des derzeitigen Premiers werden derweil bei mehreren Demos festgenommen.

Künftiger russischer Präsident: Wladimir Putin.

Künftiger russischer Präsident: Wladimir Putin.

(Foto: AP)

Vor der russischen Präsidentenwahl klagen immer mehr Beschäftigte von Staatsbetrieben sowie Lehrer darüber, sie würden zum Jubel für den Kremlkandidaten Wladimir Putin genötigt. Mit einem Mix aus Drohungen und Versprechen würden nun viele Russen zu einer Manifestation am 4. Februar gezwungen, berichteten Moskauer Medien.

Die Kundgebung gilt als Kreml-Antwort auf die Massendemonstration der Opposition für ehrliche Wahlen, die am selben Tag geplant ist. Putin will sich am 4. März wieder ins Präsidentenamt wählen lassen, das er bereits von 2000 bis 2008 innehatte. In mehreren russischen Städten wurden derweil Dutzende Putin-Gegner festgenommen.

20 Euro für Demo-Teilnahme

Lehrern werde mit Problemen an den Schulen gedroht, sollten sie nicht für Putin auf die Straße gehen, sagte der Co-Vorsitzende der Bildungsgewerkschaft Utschitel (Lehrer), Wsewolod Luchowizki, der Zeitung "Kommersant". Als Organisator der Kundgebung gilt die kremltreue Partei der Patrioten. Medien zufolge wurden zudem an Journalisten Merkzettel von Behörden verteilt etwa mit dem Hinweis, nur glückliche Gesichter von Demonstranten zu zeigen und auf die Freiwilligkeit der Straßenaktion einzugehen.

Mitarbeiter von Staatsbetrieben sagten Journalisten, dass ihnen für die Teilnahme an der Pro-Putin-Aktion etwa eine Vorauszahlung des Lohns versprochen worden sei. Die Internetseite www.massovki.ru, eine Plattform für die Organisation von Massenveranstaltungen, veröffentlichte Anzeigen, in denen Russen 800 Rubel (20 Euro) für die Teilnahme an der Kundgebung bei eisiger Kälte angeboten wurden.

Russische Medien berichten seit Tagen über die Inszenierung von Straßenjubel für Putin. Am vergangenen Wochenende etwa seien in Jekaterinburg am Ural Demonstranten mit einem Konzert und Gratis-Essen zu einer Manifestation für Putin gelockt worden. Fernsehbilder von den Gesichtern der Teilnehmer ließen aber nach Meinung von Beobachtern kaum auf Begeisterung schließen.

Dutzende Menschen verhaftet

Bei Kundgebungen von Regierungsgegnern wurden derweil mindestens 80 Demonstranten festgenommen. In Moskau wurden bei einer nicht genehmigten Protestaktion etwa 20 von rund 200 Teilnehmern abgeführt, unter ihnen auch der Schriftsteller Eduard Limonow von der nicht zugelassenen Partei Anderes Russland. Das berichtete das kremlkritische Internetportal kasparov.ru. Die Putin-Gegner riefen "Nieder mit dem Polizeistaat" sowie "Russland ohne Putin" und forderten Versammlungsfreiheit.

In St. Petersburg nahmen Sicherheitskräfte nach eigenen Angaben etwa 60 Menschen fest. Mindestens 100 Menschen hätten sich an der nicht genehmigten Aktion im Stadtzentrum beteiligt, berichtete kasparov.ru. Auch in den Millionenstädten Nischni Nowgorod und Jekaterinburg gab es Proteste. Im sibirischen Omsk gingen Regierungsgegner trotz Temperaturen von minus 30 Grad auf die Straße.

Quelle: ntv.de, dpa

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