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Weltkriegsgedenken in Berlin Russische Fahnen bleiben verboten

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Mitglieder und Unterstützer der Motorradgang "Nachtwölfe" im Jahr 2019 beim Ehrenmal. Ihre Fahnen dürfen sie dieses Mal dort nicht auspacken.

Mitglieder und Unterstützer der Motorradgang "Nachtwölfe" im Jahr 2019 beim Ehrenmal. Ihre Fahnen dürfen sie dieses Mal dort nicht auspacken.

(Foto: picture alliance/dpa)

Das Zeigen von russischen Fahnen beim Weltkriegsgedenken am sowjetischen Ehrenmal hat Tradition. Dieses Jahr verbietet ein Gericht sie. Die Polizei erwartet unter anderem Putins Rockergruppe "Nachtwölfe" zu der Veranstaltung. Einen Besuch in der KZ-Gedenkstätte Buchenwald zuvor haben diese wohl abgesagt.

Das Zeigen von russischen Flaggen und Symbolen bei einer Gedenkveranstaltung in Berlin zum Ende des Zweiten Weltkriegs bleibt verboten. Das entschied das Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg, wie eine Sprecherin mitteilte. Am morgigen Dienstag dürfen nun vor dem sowjetischen Ehrenmal im Tiergarten keine russischen Flaggen oder Symbole gezeigt werden - dazu gehören auch UdSSR- oder St.-Georgs-Fahnen. Solche Symbole könnten als Sympathiebekundung für die Kriegsführung Russlands gegen die Ukraine verstanden werden, hieß es vom OVG.

Das Gericht bestätigte damit im Eilverfahren eine Regelung der Berliner Polizei. "Die offenbar gezielte Intensivierung der russischen Luftangriffe auf die Ukraine und ihre Zivilbevölkerung" trage zu einer weiteren Verschärfung der Konfliktlage bei. Das Gedenken an das Kriegsende 1945 könne nicht von der aktuellen Lage getrennt betrachtet werden, hieß es vom Gericht weiter zur Begründung. Der ukrainische Botschafter Oleksii Makeiev twitterte dazu: "Ick bin een Berliner!". Der Diplomat versah den Tweet mit der deutschen und ukrainischen Flagge.

Zum Weltkriegsgedenken waren an vielen Orten in Deutschland Veranstaltungen und Demonstrationen geplant. Allein in Berlin waren für den 8. und 9. Mai nach Polizeiangaben mehr als 30 Kundgebungen an den sowjetischen Ehrenmalen und am Brandenburger Tor angemeldet. Die Polizei befürchtet Spannungen wegen des Ukraine-Kriegs und ist mit mehr als 1500 Beamten im Einsatz. Das Verwaltungsgericht hatte am Freitag das Verbot für ukrainische Flaggen aufgehoben.

Am 8. Mai 1945 endete der Zweite Weltkrieg in Europa mit der Kapitulation der deutschen Wehrmacht. Weil die nächtliche Unterzeichnung der Kapitulationsurkunde nach Moskauer Zeit auf den 9. Mai fiel, wird in Russland traditionell an diesem Tag der Tag des Sieges begangen.

"Nachtwölfe" sollen Buchenwald-Besuch abgesagt haben

Die Berliner Polizei stellt sich unterdessen auch darauf ein, dass sich wieder Mitglieder der russisch-nationalistische Rockergruppe "Nachtwölfe" auf den Weg in die Hauptstadt machen. Nach Angaben einer Sprecherin wird die Gruppe am Dienstag erwartet. Die "Nachtwölfe" gelten als Unterstützer des russischen Präsidenten Wladimir Putin. Eine Kolonne soll sich bereits vor rund einer Woche aus Moskau auf den Weg in Richtung Deutschland gemacht haben.

Die "Nachtwölfe" hatten wohl auch einen Besuch der KZ-Gedenkstätte Buchenwald geplant. Die dortige Stiftung stand dem ablehnend gegenüber und schrieb einige Tage vorher auf Twitter: "Eine neue, empörende Form die Erinnerung an das KZ Buchenwald zu missbrauchen, ist seine Instrumentalisierung zur Legitimation des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine." Kurze Zeit später hieß es auf dem Account: "Nachtrag: Unsere klare Haltung scheint sich ausgezahlt zu haben: Heute Nachmittag wurde uns mitgeteilt, dass die 'Nachtwölfe' kurzfristig entschieden haben, doch nicht in die Gedenkstätte Buchenwald zu kommen."

Quelle: ntv.de, rog/dpa

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