Politik

Wahrheit gesucht, Prügel bekommen Russischer Politiker zusammengeschlagen

Eines der zwei Gräbern auf dem Friedhof in Pskow, wo eine geheimgehaltene Beerdigung der zwei Fallschirmjäger stattfand.

Eines der zwei Gräbern auf dem Friedhof in Pskow, wo eine geheimgehaltene Beerdigung der zwei Fallschirmjäger stattfand.

(Foto: REUTERS)

Kreml-Kritiker Lew Schlosberg recherchiert zum Einsatz russischer Soldaten in der Ukraine - und muss bitter dafür bezahlen. Jetzt liegt der russische Oppositionspolitiker im Krankenhaus.

Erlitt Kopf- und Augenverletzungen: Lew Schlosberg.

Erlitt Kopf- und Augenverletzungen: Lew Schlosberg.

(Foto: Facebook)

Nach Recherchen zum Einsatz russischer Soldaten in der Ukraine ist ein regionaler Abgeordneter der russischen Oppositionspartei Jabloko verprügelt und verletzt worden. Er sei am Vorabend von drei Unbekannten attackiert worden, sagte Lew Schlosberg in einem Telefon-Interview. Er lag mit Kopf- und Augenverletzungen und ei ner Gehirnerschütterung im Krankenhaus seiner Heimatstadt Pskow.

Schlosberg vermutete, dass er für seine Recherchen bestraft werden sollte. Allein hundert in Pskow stationierte Fallschirmjäger seien bei Kämpfen in der Ukraine getötet worden, sagte er: "Eine ganze Kompanie wurde getötet", sagte der 51-Jährige. Dies habe er in Gesprächen mit Familien der Soldaten erfahren.

Vor einigen Tagen hatte Schlosberg in Pskow in Nordwesten Russlands an der geheim gehaltenen Beisetzung eines Soldaten teilgenommen, der offenbar in der Ukraine getötet worden war. Nahe der Stadt seien im August insgesamt drei Soldaten beerdigt worden, sagte er. Nachdem mehrere unabhängige Medien über die Beisetzungen berichtet hatten, seien die Namensschilder von den Gräbern entfernt worden, meldete der TV-Sender Doschd.

Verwandte werden bedroht

Schlosberg und sein Mitarbeiter Alexander Sacharow gehen davon aus, dass die russischen Militärkommandeure Angehörige massiv unter Druck setzen, nichts über den Einsatz von Soldaten in der Ukraine preiszugeben. Verwandten sei angedroht worden, ihre Männer oder Söhne würden sonst nicht lebendig zurückkehren, sagte Schlosberg.

Am Donnerstag hatte ein AFP-Reporter in der zentralrussischen Stadt Kostroma beobachtet, wie Soldaten-Frauen vom Kontakt mit Journalisten abgehalten wurden. Eine von ihnen sprach dennoch: Etwa 350 Soldaten aus Kostroma wurden nach ihren Worten an die ukrainische Grenze verlegt, zu denen es keinen Kontakt mehr gebe. In dieser Woche seien mehrere Leichensäcke zurückgekommen. Am Freitag war die Frau telefonisch nicht mehr zu erreichen.

Russische Justiz ermittelt

Die russische Staatsanwaltschaft erklärte, nach der Attacke auf Schlosberg seien Ermittlungen aufgenommen worden. Die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) verlangte eine umfassende Aufklärung des Vorfalls. In der Region seien mehrere Journalisten angegriffen worden, hieß es in einer Erklärung.

Kiew und der Westen werfen Russland vor, die prorussischen Separatisten im Osten der Ukraine nicht länger nur mit Waffen zu unterstützen, sondern in den vergangenen Tagen auch mit eigenen Kampfeinheiten direkt in den Konflikt eingegriffen zu haben. Moskau weist die Vorwürfe zurück. Doch steigt der Druck auf Russlands Präsident Wladimir Putin. Menschenrechtsgruppen. Oppositionsführer und unabhängige Medien fordern immer lauter, er müsse den "unerklärten Krieg" stoppen.

Quelle: ntv.de, dsi/AFP

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