Raketenabwehr bleibt Streitthema Russland erhöht Druck auf NATO
01.07.2011, 10:57 Uhr
Medwedew und Rogosin sehen die NATO in der Pflicht.
(Foto: ASSOCIATED PRESS)
Die Verhandlungen zwischen Russland und der NATO über eine gemeinsame Raketenabwehr stocken. Nun geht Moskau in die Offensive: Sollten die Gespräche scheitern, würde der Kreml mit dem Aufbau eines eigenen Raketensystems beginnen. Nächste Woche besteht indes die Chance, die Wogen zu glätten.
Bei den Verhandlungen über ein gemeinsames Raketenabwehrsystem erhöht Russland den Druck auf die NATO. So will Moskau im Falle eines Scheiterns der Gespräche mit dem Nordatlantikbündnis bis Ende des Jahres mit dem Aufbau eines eigenen Abwehrschilds beginnen. Der Kreml sei zu schwierigen Verhandlungen und Kompromissen bereit, sagte der russische NATO-Botschafter Dmitri Rogosin in einem Interview der Agentur Interfax. Bei dem Treffen des NATO-Russland-Rates an diesem Montag in der südrussischen Schwarzmeermetropole Sotschi erwarte Moskau aber eine klare Position der Militärallianz zu den Raketenabwehrplänen.
Wenn die NATO ein Verteidigungssystem ohne Russland aufbaue, dann sei "klar, dass wir zum Ende des Jahres unsere eigene Architektur entwerfen müssen", betonte Rogosin. Im Moment seien die Gespräche zu einem gemeinsamen Projekt in einer Sackgasse. Ein Durchbruch sei auch bei einem Treffen des Kremlchefs Dmitri Medwedew mit NATO-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen in Sotschi nicht in Sicht.
Erster Test in Sotschi
Rogosin betonte, dass Russland sich im Falle eines Alleingangs des Militärbündnisses in seiner Sicherheit bedroht fühlen würde. Er selbst wolle am 21. und 22. Juli in Washington für Moskaus Beteiligung werben. Die NATO hatte Russland zum Aufbau eines gemeinsamen Abwehrsystems eingeladen. Moskau brauche nun Klarheit, wie ernst diese Einladung sei, so Rogosin.
Bereits im Mai hatte Medwedew der NATO im Falle eines Abbruchs der Gespräche über den Raketenschild massive Konsequenzen angedroht. Auf einer Pressekonferenz warnte der Präsident, ein Alleingang des Militärbündnisses könnte beide Seiten in die Ära des Kalten Krieges zurückwerfen. Konkret drohte Medwedew einen Ausstieg aus dem mit den USA abgeschlossenen START-Vertrag an. In diesem verpflichteten sich beide Staaten zur atomaren Abrüstung.
Bei der Sitzung in Sotschi auf Botschafterebene wolle Moskau auch neue Anti-Terror-Technik präsentieren, mit der etwa Sprengstoff an Selbstmordattentätern aus der Ferne geortet werden könne. Außerdem stelle Russland sein Sicherheitskonzept für die Olympischen Winterspiele 2014 in Sotschi vor, erklärte der Botschafter.
Quelle: ntv.de, dpa/mkr