Politik

Jungpolitiker stellte NPD bloß SPD ehrt "Shootingstar" Dahlemann

"Du hast den Leuten gezeigt, dass es einen klügeren Blick auf die Welt gibt", sagte SPD-Chef Sigmar Gabriel in seiner Laudatio für Patrick Dahlemann.

"Du hast den Leuten gezeigt, dass es einen klügeren Blick auf die Welt gibt", sagte SPD-Chef Sigmar Gabriel in seiner Laudatio für Patrick Dahlemann.

(Foto: dpa)

Im Juli 2013 betritt der junge SPD-Lokalpolitiker Patrick Dahlemann das Rednerpult bei einer NPD-Veranstaltung. Unaufgeregt nimmt er die Parolen der Rechten auseinander und produziert ein Video. Das beeindruckt weit über den Wahlkampf hinaus.

Sein Hobby ist, andere Kulturen zu erleben - und er hat sie in seiner Heimat sehr öffentlichkeitswirksam gegen Rechtsextremisten verteidigt: Patrick Dahlemann. Der 25-Jährige aus dem vorpommerschen Torgelow ist so etwas wie ein Shooting-Star der SPD: Anfang dieses Jahres wurde er mit einem Anti-Rechts-Video im Internet bundesweit bekannt - nun erhielt er den Gustav-Heinemann-Bürgerpreis, den die Bundes-SPD für mutiges Auftreten gegen Extremismus und den Einsatz für Minderheiten vergibt.

"Der Preis richtet sich an Menschen, die neue Ideen haben, um die Demokratie weiterzuentwickeln und zu stärken", sagte SPD-Chef Sigmar Gabriel in seiner Laudatio. Der 25-Jährige lebe dies vorbildhaft. Der Preis ist mit 10.000 Euro dotiert. "Du hast den Leuten gezeigt, dass es auch noch einen anderen Blick auf die Welt gibt. Und zwar einen deutlich klügeren", sagte Gabriel. Dahlemann betonte, es sei enorm wichtig, "Lügen und Hetzparolen zu entlarven". Es gebe in seinem Bundesland nicht nur "braune Dumpfbacken", sondern viele offene, engagierte Bürger.

Der Jung-Politiker sorgte im vergangenen Sommer bundesweit mit einem Auftritt bei einer NPD-Demo in Torgelow gegen Asylbewerber für Aufsehen. Vor der Bundestagswahl hatte die NPD immer wieder versucht, in Kleinstädten die Stimmung gegen Asylbewerber zu schüren, unter anderem im Torgelower Ortsteil Drögeheide. Als ein NPD-Funktionär Dahlemann bei einer Gegenaktion ein "Offenes Mikro" hinhielt, griff der junge SPD-Mann zu. In rund fünf Minuten ging er auf die Parolen der Neonazis ein und verarbeitete das Ganze zu einem Video, das inzwischen 250 000 Mal angeklickt wurde. Das Video sei zum Symbol des aufrechten Eintretens für Toleranz und Solidarität mit Ausländern, Flüchtlingen und Asylbewerbern geworden, lobt der Schweriner SPD-Fraktionschef Norbert Nieszery den Parteifreund, der inzwischen selbst in den Landtag aufgerückt ist.

Sein Umfeld - die strukturschwache Region an der Grenze zu Polen - hat Dahlemann geprägt. Nach Abitur und Studium in Greifswald will er nicht weit weg, um woanders mehr Geld zu verdienen. "Wir brauchen junge Leute, die hier selbst die Rahmenbedingungen schaffen, dass nicht so viele ihre Heimat verlassen müssen", lautet sein Credo. So kam Dahlemann zur vorpommerschen SPD, zog in Stadtvertretung und Kreistag ein - und begegnete zwangsläufig den Rechtsextremisten, die in der Region seit Jahren besonders viele Stimmen bei Wahlen holen.

Der Wirbel um seine Person wurde dem jungen Mann zeitweise zu viel. Nach Einladungen in Talkshows und zahlreichen Veröffentlichungen sah er sich genötigt, einen offenen Brief an seine Genossen zu schreiben. Der Tenor: "Manchmal stand ich in letzter Zeit zu sehr im Mittelpunkt, aber wir gehen gemeinsam gegen den Rechtsextremismus vor." Er sei "kein Held", betont Dahlemann. Das Preisgeld ist schon verplant: Vor wenigen Wochen haben Unbekannte zwei große Fensterscheiben in seinem Bürgerbüro zerschlagen - für die Reparatur-Rechnung kann er das Geld gut gebrauchen.

Quelle: ntv.de, nsc/dpa

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