Politik

Von der 1. bis zur 10. Klasse SPD knackt Schulstruktur

Die SPD strebt eine "gemeinsame Schule für alle Kinder von der ersten bis zur zehnten Klasse" an. Eine solche Schule sei künftig am besten geeignet, "die frühe soziale Auslese" in Deutschland zu überwinden, heißt es in dem Beschluss von SPD-Parteivorstand und Parteirat. Vor dem Hintergrund der jüngsten PISA- und IGLU-Ergebnisse hätten die Parteigremien ihre bildungspolitischen Vorstellungen konkretisiert, sagte der Parteirats-Vorsitzende Claus Möller. Für bedürftige Schüler soll es nach den Vorstellungen der SPD künftig ab Klasse elf wieder ein Schüler-Bafög geben.

Bis Mitte der 80er Jahre war die SPD für die Gesamtschule als schulpolitisches Leitmodell eingetreten. In späteren bildungspolitischen Beschlüssen wurde dieser Begriff jedoch zunehmend gemieden und die Frage der Schulstruktur in Deutschland offen gelassen. In dem neuen Papier heißt es jetzt, Deutschland brauche mehr gut ausgebildete Menschen. Deshalb müssten alle Entwicklungspotenziale ausgeschöpft werden. Doch selbst bei gleicher Lernkompetenz hätten Kinder aus bildungsfernen Schichten eine deutlich geringere Chance auf hoch qualifizierte Bildungsabschlüsse: "Bildungsarmut vererbt sich - diese eklatante Fehlentwicklung zu beseitigen ist vordringliches Ziel der SPD."

Die Sozialdemokraten verweisen darauf, dass in keinem anderen Industriestaat der Welt die Verteilung der Kinder auf die unterschiedlichen Schulzweige so früh erfolgt wie in Deutschland. "Ist ein Bildungsweg einmal eingeschlagen, ist er schwer zu verändern. Im gegliederten Schulsystem findet Durchlässigkeit vorwiegend nach unten statt." Benachteiligt in einem solchen "starr gegliederten Schulsystem" seien vor allem Schüler aus bildungsfernen Familien und Migrantenkinder. "Wir wollen die frühe soziale Auslese überwinden."

Alle Schüler sollen künftig nach dem Willen der SPD "gemäß ihrer Potenziale und Leistungsfähigkeit den bestmöglichen Schulabschluss erreichen können". Weiter heißt es: "Deshalb wollen wir, dass Kinder und Jugendliche länger gemeinsam lernen. Dies ist am besten zu erreichen in einer gemeinsamen Schule für alle Kinder von der ersten bis zur zehnten Klasse. Wir wollen dies verbinden mit einer besseren individuellen Förderung."

Die SPD will zudem ein flächendeckendes Angebot von Ganztagsschulen und Kindertagesstätten, in denen auch eine warme Mahlzeit erhältlich ist. Eine bessere Förderung des Einzelnen in der Schule soll auf Dauer auch ein Sitzenbleiben überflüssig machen. Bekräftigt wird in dem Papier zudem die SPD-Forderung nach Beitragsfreiheit von der Kindertagesstätte bis zur Hochschule. "Studiengebühren, wie sie von unionsgeführten Ländern eingeführt werden, sind der falsche Weg." Talent und Motivation müssten darüber entscheiden, wer studieren kann - und nicht der soziale Status der Eltern.

Quelle: ntv.de

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