Politik

Konsequenz aus Organ-Skandal SPD will OP-Bonus streichen

Die Politik diskutiert Konsequenzen aus dem Skandal um gekaufte Spenderorgane. SPD-Experte Lauterbach sagt, man habe sich "zu sehr auf die Selbstkontrolle der Ärzte verlassen". Die Kontrollgremien sollen nun gestärkt und Strafen verschärft werden.

Ärzte erhalten für jede Operation, die sie durchführen, zusätzliches Gehalt.

Ärzte erhalten für jede Operation, die sie durchführen, zusätzliches Gehalt.

(Foto: picture alliance / dpa)

Nach dem Organspende-Skandal am Universitätsklinikum Göttingen mehren sich die Rufe nach Konsequenzen. Der gesundheitspolitische Sprecher der Unionsfraktion, Jens Spahn, forderte in der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" (FAS), den betroffenen Ärzten die Zulassung zur Berufsausübung zu entziehen. Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach sprach sich für Änderungen der Vergütungspraxis für leitende Klinikärzte aus.

Lauterbach forderte eine Abkehr von der umsatzabhängigen Vergütung, bei der mehr Operationen zu mehr Gehalt führen. "Die ökonomischen Anreize für leitende Ärzte sind in Deutschland zu weit gegangen", sagte er der "FAS". Der Göttinger Fall sei zwar ein besonders krasses Beispiel, es habe aber bereits ähnliche Fälle gegeben. "Wir haben uns auch zu sehr auf die Selbstkontrolle der Ärzte verlassen", sagte Lauterbach.

Auch der Präsident der Bundesärztekammer, Ulrich Montgomery, forderte in der "FAS" härtere Konsequenzen für die betroffenen Ärzte, bis hin zur Entziehung der Approbation. Zugleich sprach er sich in der "Passauer Neuen Presse" dafür aus, die Kompetenzen der Kontrollgremien von Deutscher Stiftung Organtransplantation und Bundesärztekammer zu erweitern. Diese müssten "schon bei geringstem Verdacht aktiv werden können". Spahn betonte, sollte der Organspende-Skandal keine ernsten Konsequenzen haben, müsse in der Koalition überlegt werden, ob die Entscheidung über Transplantationen nicht in staatliche Hände gegeben werden sollte.

Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Tötungsdelikten

Gesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) warb indes erneut für die Organspende. "Wir müssen gemeinsam und schnell das Vertrauen in die Organspende wiederherstellen", sagte er der "Bild am Sonntag". Auch die Vorsitzende des Deutschen Ethikrats, Christiane Woopen, rief mögliche Spender im "Focus" auf, sich durch den Skandal nicht irritieren zu lassen.

Der Organspende-Skandal hatte sich zuletzt noch einmal ausgeweitet. Neben dem beschuldigten früheren Oberarzt steht ein weiterer leitender Arzt des Göttinger Klinikums im Verdacht, Patientendaten im Zusammenhang mit Organtransplantationen manipuliert zu haben. Die Staatsanwaltschaft Braunschweig ermittelt wegen Bestechlichkeit. Parallel dazu ermittelt die Staatsanwaltschaft Göttingen wegen des Anfangsverdachts von Tötungsdelikten. Geprüft wird, ob durch die Bevorzugung von Patienten bei der Organtransplantation möglicherweise andere Patienten nicht rechtzeitig eine Spenderleber erhalten haben und deshalb gestorben sind.

Im Fall illegaler Organtransplantationen in der kosovarischen Hauptstadt Pristina führen laut einem "Spiegel"-Bericht Spuren nach Deutschland. So sei 2008 in der Medicus-Klinik einem deutschen Unternehmer aus Nordrhein-Westfalen eine Niere offenbar illegal verpflanzt worden. Die Spenderin sei eine nach Israel emigrierte Russin gewesen, die aus finanzieller Not ihr Organ für 8100 Euro verkauft habe. Ein EU-Sonderermittler geht seit 2010 in Pristina gegen ein Netzwerk internationaler Organhändler und Ärzte vor, die in dem Krankenhaus 20 bis 30 Menschen Nieren entnommen und sie zahlungskräftigen Kranken eingepflanzt haben sollen.

Quelle: ntv.de, AFP

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