Politik

USA und Institut warnen Saddam könnte Bombe bauen

Die US-Regierung hat Iraks Präsident Saddam Hussein vorgeworfen, nach Kernwaffen zu streben und erneut für einen Machtwechsel im Irak plädiert. Auch das renommierte unabhängige International Institut für Strategische Studien IISS warnte davor, dass der Irak in "wenigen Monaten" eine eigene Atombombe bauen könnte. Der ehemalige leitende UNO-Waffeninspekteur und US-Bürger Scott Ritter sagte dagegen, ein Angriff seines Landes auf Irak wäre ein historischer Fehler.

Vize-Präsident Dick Cheney sagte dem Sender NBC, es sei eine Schiffsladung Aluminiumröhren abgefangen worden, wie sie zum Bau von Zentrifugen für die Anreicherung von Uran verwendet werden könnten. Zuvor war aus US-Kreisen verlautet, Irak habe sich in den vergangenen 14 Monaten um den Erwerb tausender solcher Röhren bemüht.

Nationale Sicherheitsberaterin Condoleezza Rice sagte CNN: "Wir wissen mit Bestimmtheit, dass er aktiv auf eine Kernwaffe aus ist." In der "Sunday Times" hatte sie zuvor Europa davor gewarnt, die Bedrohung durch Terroristen und Massenvernichtungswaffen zu unterschätzen. Das nächste Ziel müsse nicht New York oder Washington sein, "das könnte London oder Berlin sein", so Rice in dem Interview. Der britische Premierminister Tony Blair habe das schon verstanden.

US-Präsident George W. Bush setzte unterdessen seine diplomatischen Initiativen in der Irakfrage fort und telefonierte mit zahlreichen internationalen Politikern.

ISS fordert Vorgehen gegen Irak

Schützenhilfe erhielt die US-Regierung vom renommierten Internationalen Instituts für Strategische Studien IISS. Dieses veröfffentlichte eine Studie, der zufolge der Irak in "wenigen Monaten" die Entwicklung einer eigenen Atombombe abschließen könnte. Voraussetzung sei allerdings, dass Bagdad von einer ausländischen Macht mit angereichertem Uran oder Plutonium versorgt würde, sagte IISS-Chef John Chipman der BBC.

Sanktionen und Inspektionen hätten die Beschaffung von ABC-Waffen und Langstreckenraketen lediglich verzögert, aber nicht verhindert. Die internationale Gemeinschaft habe daher die "dringende Pflicht", etwas gegen die Regierung in Bagdad und ihr Waffenarsenal zu unternehmen, betonte Chipman.

Anders sieht es der UN-Inspekteur Ritter. Zwar forderte auch er den Irak auf, weitere Kontrollen der UNO-Waffeninspektoren zuzulassen. Sonst werde es Krieg geben, so ungerechtfertigt er auch wäre, sagte Ritter in Bagdad. Am Ende seiner fast siebenjährigen Tätigkeit 1998 sei Irak zu 90 bis 95 Prozent frei gewesen von Massenvernichtungswaffen. Irak stelle für niemanden mehr eine Gefahr dar. Die US-Regierung sei den Beweis schuldig geblieben, dass Irak im Besitz von Massenvernichtungswaffen sei. Ritter war 1998 im Streit aus dem Amt geschieden und ist seitdem zu einem Kritiker der Irak-Politik der USA geworden.

Frankreich kündigt Zwei-Stufenplan an

Frankreich will unterdessen in Kürze einen Zwei-Stufenplan zur Irak-Krise vorstellen. Nach Angaben von PräsidentChirac soll dem Regime in Bagdad mit einer ersten UN-Resolution eine dreiwöchige Frist zur Rückkehr der UN-Waffeninspekteure gesetzt werden. SollteSaddam Hussein die Kontrollen nicht ohne Einschränkungen und Vorbedingungen gestatten, sollte eine zweite UN-Resolution ein militärisches Eingreifen androhen, bekräftigte der französische Staatschef in der französischen Ausgabe der "New York Times".

Chirac betonte danach seinen Wunsch nach einem Machtwechsel in Bagdad, fügte aber hinzu, dass ein gewaltsamer Sturz des irakischen Machthabers ohne Rückhalt durch eine entsprechende UN-Resolution weltweites Chaos auslösen würde.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen