Tschad lässt Europäer gehen Sarkozy als Befreier
05.11.2007, 08:42 UhrNach der Freilassung von sieben Europäern im Tschad hat Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy weitere Bemühungen angekündigt, um auch die restlichen Verhafteten in ihre Heimat zurückzubringen. Das Ziel sei, sie unabhängig von ihrer Verantwortung in der Affäre um den verhinderten Transport angeblicher Waisenkinder aus dem Tschad zu holen, sagte er in Madrid.
Dort war Sarkozys Maschine auf dem Flug nach Paris zwischengelandet, um vier freigelassene spanische Stewardessen abzusetzen. Sarkozy wurde auf dem Militärflughafen Torrejn de Ardoz vom spanischen Ministerpräsidenten Jos Luis Rodrguez Zapatero empfangen. Beide kündigten eine enge Zusammenarbeit in dieser Angelegenheit an.
Am späten Sonntagabend kehrte Sarkozy nach Paris zurück. Mit einem Blitzbesuch in den Tschad hatte sich der französische Präsident in die Bemühungen um die Freilassung der wegen Kindesentführung verhafteten Europäer eingeschaltet. Noch vor seiner Ankunft am Sonntag waren sieben von ihnen - drei französische Journalisten und die vier spanischen Stewardessen - aus der Haft freigelassen worden.
Anklage wegen Kindesentführung
Weiter in Haft sind noch sechs Mitglieder der Organisation Arche de Zo, die vor eineinhalb Wochen 103 angebliche Waisenkinder aus dem Tschad nach Frankreich ausfliegen wollte. Sie sind wegen Kindesentführung angeklagt. Zudem sitzen noch die beiden spanischen Piloten sowie ein spanischer Flugbegleiter wegen mutmaßlicher Komplizenschaft im Gefängnis.
Premierminister Franois Fillon hatte am Vortag das Außen- und Verteidigungsministerium aufgefordert, herauszufinden, "warum die Organisation ihre Identität und ihre Aktion vor den französischen Behörden verheimlichen konnte". Die französische Regierung war nach eigenen Angaben früh über die geplante Aktion informiert gewesen und hatte bereits im Juli die Justiz eingeschaltet. Arche de Zo trat im Tschad unter dem Namen Children Rescue auf. Ihre Mitglieder nutzten mehrfach französische Militärmaschinen.
Kinder sind wieder die Opfer
Die angeblichen Waisenkinder sind bis zur Klärung ihrer Identität in einem Waisenhaus in Abch nahe der Grenze zum Sudan untergebracht. Nach UN-Angaben sind mindestens 91 von ihnen keine Waisen. Die meisten von ihnen stammen auch nicht aus der benachbarten sudanesischen Krisenregion Darfur, sondern aus Dörfern im östlichen Tschad. Inzwischen meldeten sich mehrere angebliche Eltern der Kinder. Die Franzosen hätten ihnen versprochen, den Kindern in Abch den Schulbesuch zu ermöglichen, berichtete die Zeitung "Le Parisien". Von einem Flug nach Frankreich sei nicht die Rede gewesen.
Unterdessen forderten in Paris mehrere hundert Demonstranten die Freilassung aller im Tschad inhaftierten Mitarbeiter der Hilfsorganisation Arche de Zo. Der Vater einer im Tschad inhaftierten Helferin kritisierte, dass Sarkozy sich angeblich nur für die Freilassung der Journalisten und Flugbegleiter einsetze: "Sie sind alle gleichermaßen unschuldig."
Quelle: ntv.de