Wer beerbt Chirac? Sarkozy oder Royal
22.04.2007, 19:55 UhrDer konservative Nicolas Sarkozy und die Sozialistin Sgolne Royal kämpfen bei der Stichwahl am 6. Mai um die Nachfolge von Präsident Jacques Chirac. Mit klarem Vorsprung setzten sich der frühere Innenminister und die Regionalpolitikerin bei der ersten Runde der französischen Präsidentenwahl am Sonntag von den Verfolgern Franois Bayrou und Jean-Marie Le Pen ab. Nach Auszählung von 40 Prozent der Stimmen kam Sarkozy auf 30,5 Prozent, gefolgt von Royal, die 24,3 Prozent der Stimmen auf sich vereinen konnte.
Die Franzosen verwiesen den Rechtsradikalen Jean-Marie Le Pen überraschend klar in die Schranken. Der Führer der Nationalen Front, der 2002 noch mit 16,86 Prozent in die Stichwahl gegen Jacques Chirac gekommen war, fiel auf rund 11 Prozent zurück. Die Wähler stoppten aber auch den Versuch des Zentrumspolitikers Franois Bayrou, das Land aus einer neuen Mitte heraus zu erneuern. Bayrou konnte mit rund 18 Prozent sein Ergebnis zwar gegenüber 2002 verdreifachen, sich aber nicht für die Stichwahl qualifizieren. Die anderen acht Bewerber blieben völlig chancenlos.
Das rechte und das linke Lager versuchten sofort, die Anhänger der ausgeschiedenen Kandidaten hinter sich zu sammeln. Sarkozy sagte, er wolle in den kommenden beiden Wochen einen klaren Kampf um Ideen mit "Madame Royal" führen. Sein Ziel sei es, "das französische Volk um einen neuen französischen Traum zu sammeln". Der Parteichef der Sozialisten, Royals Lebenspartner Franois Hollande, sieht die Bedingungen für einen Sieg im zweiten Wahlgang für gegeben an. Die Sozialisten, deren Kandidat Lionel Jospin 2002 durch Le Pen aus dem Rennen geworfen worden war, sprachen von einem "Ende des Albtraums".
Der von beiden Seiten umworbene Bayrou mit seiner Zentrumspartei UDF will zunächst "zuhören", was Sarkozy und Royal zu sagen haben, bevor er möglicherweise eine Wahlempfehlung für den einen oder den anderen abgibt. Grüne, Kommunisten und Trotzkisten riefen zur Wahl Royals und damit zur Abwehr von Sarkozy auf. Le Pen will erst auf der 1.-Mai-Kundgebung sagen, ob er überhaupt einen Kandidaten empfiehlt.
Bei sonnig-warmem Frühlingswetter drängten die Franzosen am letzten Tag der Osterferien in Scharen zu den 64.000 Wahllokalen. Die Wahlbeteiligung lag nach Hochrechnungen knapp unter dem Rekord von 84,75 Prozent bei der ersten Präsidentenwahl der V. Republik 1965. 2002 hatten nur 71,6 Prozent ihre Stimme abgegeben.
Die Wahl verlief ohne größere Zwischenfälle. Nur auf Korsika gab es wieder nächtliche Bombenanschläge korsischer Nationalisten auf Staatsgebäude. Dabei wurde ein Passant verletzt. Erheblichen Ärger bereitete der erste großflächige Einsatz elektronischer Wahlmaschinen für eineinhalb Millionen Wähler in 82 Gemeinden. Wegen der komplizierten Bedienung kam es teilweise zu Wartezeiten von mehr als einer Stunde. Forscher erklärten die Touchscreen-Geräte zur "Quelle der Diskriminierung", weil Ältere und Sehbehinderte mit ihnen nicht zurechtkämen. "Wir schätzen, dass mit diesen Maschinen 25 Prozent der Wähler Gefahr laufen, sich beim Kandidaten zu täuschen, ihre Stimme nicht abgeben zu können oder aufgeben zu müssen."
Quelle: ntv.de