"Dinge nicht dramatisieren" Sarkozy trifft Dalai Lama
06.12.2008, 20:19 UhrFrankreichs Präsident Nicolas Sarkozy hat bei einem Treffen mit dem Dalai Lama erklärt, Europa teile dessen Sorge über die Situation in Tibet. Er habe mit dem geistlichen Oberhaupt der Tibeter eine umfassende Diskussion über diese Frage gehabt, sagte Sarkozy nach der rund halbstündigen Begegnung am Samstag in Danzig. Zugleich betonte er, Tibet als Teil Chinas zu betrachten. "Ich habe ihm gesagt, welch große Bedeutung ich dem Dialog zwischen dem Dalai Lama und den chinesischen Behörden beimesse", sagte Sarkozy, der in diesem Halbjahr auch die rotierende EU-Ratspräsidentschaft ausübt.
Mit Blick auf die Folgen des Treffens für das Verhältnis zu China sagte der Präsident: "Man sollte die Dinge nicht dramatisieren." China und Europa bräuchten einander und hätten eine Pflicht zur Zusammenarbeit. Die Regierung in Peking hatte das Treffen am Rande von Klimaverhandlungen der Europäischen Union und der Vereinten Nationen in Polen bereits im Vorfeld scharf verurteilt und aus Protest einen lange geplanten EU-China-Gipfel platzen lassen. Die amtliche chinesische Nachrichtenagentur Xinhua warf Sarkozy am Samstag einen "opportunistischen, vorschnellen und kurzsichtigen Ansatz in der Tibet-Frage" vor. "Diese Entwicklung ist ein wirklich unkluger Schritt, der nicht nur die Gefühle des chinesischen Volks verletzt, sondern auch den chinesisch-französischen Beziehungen schadet", schrieb die Agentur.
Sarkozy und der Dalai Lama nahmen in Danzig gemeinsam an den Feiern zum 25. Jahrestag des Friedensnobelpreises für den damaligen polnischen Arbeiterführer Lech Walesa teil. "Der Krieg hat unsere Probleme im vergangenen Jahrhundert nicht gelöst, deshalb sollte dieses ein Jahrhundert des Dialogs werden", sagte der im indischen Exil lebende Führer der Tibeter vor einem Publikum, zu dem auch Walesa, EU-Kommissionspräsident Jose Manuel Barroso und der polnische Ministerpräsident Donald Tusk gehörten.
Quelle: ntv.de