Polen: Casting-Juror soll weg Satanist erzürnt Konservative
27.09.2011, 08:10 UhrWeil er die Gefühle von Christen verletze, wollen Kirche und konservative Parteien in Polen den Auftritt eines Satanisten im Fernsehen verbieten. Der Black-Metal-Sänger Nergal soll als Juror einer Casting-Show ausgeschlossen werden.

Ein Satanist zur besten Sendezeit. Das wollen Kirche und Konservative in Polen nicht länger hinnehmen.
(Foto: picture alliance / dpa)
Die Beteiligung des Black-Metal-Sänger Adam Darski, genannt Nergal, als Juror in einer Casting-Show bringt Kirchenvertreter und konservative Politiker in Polen zur Weißglut. Denn Nergal gilt als Satanist, der vor vier Jahren bei einem Konzert eine Bibel zerriss. Der danach folgende Prozess wegen Verunglimpfung religiöser Gefühle endete mit einem Freispruch.
Unterschriften gegen Satanisten
Die Entscheidung der Richter scheint die Nergal-Kritiker jedoch nur weiter anzustacheln. Der Gedanke, dass ein Satanist zur besten Sendezeit in einer bei Kindern und Jugendlichen beliebten Sendung zu sehen ist, ließ konservative Priester nach der Sonntagsmesse Unterschriften gegen den ihrer Meinung nach unzumutbaren Juror sammeln.
"Ein Mensch ohne Kultur"
Bischof Wieslaw Mering, in der polnischen Bischofskonferenz für Kultur und Schutz des Kulturerbes zuständig, schrieb einen erbosten Brief an die Leitung des Fernsehsenders TVP, die das Programm ausstrahlt. "Die Beschäftigung eines bekennenden Satanisten, eines Menschen ohne Kultur, im öffentlichen Fernsehen überschreitet alle Grenzen des Anstands", schimpfte der Bischof, der Priester und Gläubige obendrein aufrief, ihre Fernsehgebühren aus Protest gegen die Sendung nicht länger zu zahlen.
Nergal "verletzt christliche Werte"
Die Mitglieder der nationalkonservativen Partei "Recht und Gerechtigkeit" im Kulturausschuss des polnischen Parlaments verurteilten kürzlich in einer Stellungnahme das Engagements des Musikers, der "christliche Werte verletzt". Eine Mehrheit erreichten sie problemlos, da die Vertreter der regierenden liberalkonservativen "Bürgerplattform" nicht zur Ausschusssitzung erschienen waren. "Es geht nicht, dass in einem katholischen Land Christen verletzt werden können", wütete der Abgeordnete Jan Dziedziczak. "Wir fordern, dass es dazu in Polen keine Erlaubnis gibt - schon gar nicht mit unserem Geld und unseren Abonnementgebühren."
In den bisher ausgestrahlten Sendungen von "The Voice of Poland" gab es allerdings noch keinen Grund zur Aufregung. Die kommentiert Nergal in der polnischen Ausgabe des Magazins "Newsweek" mit den Worten: "Ich vergebe ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun. Die ganze Aufregung ist nur Werbung für mich und meine Ansichten, die ihrer Meinung nach schlecht und gefährlich sind."
Quelle: ntv.de, dpa