Politik

"Fehlinterpretation" Schäuble in der Kritik

Nach der Kritik von Bundespräsident Horst Köhler versucht Innenminister Wolfgang Schäuble (CDU) versucht, im Anti-Terror-Streit die Wogen zu glätten. In mehreren Interviews sprach Schäuble im Zusammenhang mit seinen Äußerungen zur Tötung von Terroristen von Missverständnissen und Fehlinterpretationen. An seiner Forderung nach klaren Rechtsgrundlagen für den Anti-Terror-Kampf hielt er fest. Politiker von Union und SPD warfen sich gegenseitig eine Belastung des Koalitionsklimas vor.

"Schäuble ist inzwischen zu einer großen Belastung für die Koalition geworden", sagte SPD-Innenexperte Dieter Wiefelspütz. Jetzt habe er für seine Vorstöße zur Terrorismusbekämpfung selbst "vom Bundespräsidenten die Rote Karte bekommen". Der Konflikt um die innere Sicherheit schaffe "wechselseitig schwindendes Vertrauen" innerhalb der Koalition. Er frage sich, "wie wir bei dieser Ausgangslage noch vertrauensvoll zusammenarbeiten sollen".

Ernsthafte Koalitionskrise

Unions-Innenexperte Wolfgang Bosbach (CDU) warnte, der Streit über die innere Sicherheit könne zu einer ernsthaften Koalitionskrise werden. Er warf der SPD vor, sie habe in der Innenpolitik Abschied genommen von der Politik des Ex-Innenministers Otto Schily (SPD). Das geht so nicht weiter." Vor allem das SPD-geführte Bundesjustizministerium streue immer wieder "Sand ins Getriebe". Der innenpolitische Sprecher der Unions-Fraktion, Hans-Peter Uhl (CSU), sagte: "Ich habe den Eindruck, man will Herrn Schäuble bewusst missverstehen, um ihn besser kritisieren zu können."

CDU sucht Formulierungen

Der niedersächsische Ministerpräsident und CDU-Vize Christian Wulff sagte der "Bild": "Das gezielte Töten - von wem auch immer - ist mit unserem Rechtsstaat nicht vereinbar und eine Debatte darüber unverantwortlich. Die Menschenwürde ist unverletzlich. An diesem Grundsatz halten wir fest."

Schäuble erklärte unterdessen, es sei ihm bei den Äußerungen über die Tötung von Terroristen um den militärischen Kampf gegen die Terrororganisation El Kaida und die rechtliche Stellung der Soldaten im Völkerrecht und im Verteidigungsfall gegangen. Daraus sei das "Missverständnis entstanden, als wolle irgendjemand eine gesetzliche Regelung zum Abschuss von Terrorverdächtigen. Das will niemand, ich schon gar nicht."

Der Minister warnte aber auch davor, die Debatte über Maßnahmen im Kampf gegen den Terrorismus zu tabuisieren: "Die terroristische Bedrohung ist ernst. Die Sicherheitsbehörden brauchen die notwendigen gesetzlichen Instrumente." Auf die Frage, ob er eine andere Republik wolle, betonte Schäuble: "Nein, wirklich nicht." Er wolle "gerade nicht in verfassungsrechtlichen Grauzonen handeln. (...) Ich möchte, dass wir klare Rechtsgrundlagen haben."

Schäuble denkt zu laut

Bundespräsident Köhler hatte Schäuble zuvor zu Sensibilität und Augenmaß ermahnt. Zwar habe der Minister die Aufgabe, "sich den Kopf zu zerbrechen" über den Schutz der Bürger, sagte Köhler im ZDF. Man könne aber "darüber nachdenken, ob die Art, wie die Vorschläge kommen, vor allem in einer Art Stakkato, ob das so optimal ist". "Wie sollen das die Leute verkraften?"

Angesprochen auf die Kritik des Bundespräsidenten sagte Wulff: "Jeder weiß, dass es Wolfgang Schäuble um die Sache geht. Mir wäre es lieber gewesen, wir hätten das Thema vorher innerhalb der CDU anhand einer ausformulierten Vorlage von Wolfgang Schäuble diskutieren können.

Quelle: ntv.de

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