Tauschhandel mit Taliban Scharfe Kritik an Italien
22.03.2007, 21:11 UhrDie Freilassung des in Afghanistan entführten Italieners Daniele Mastrogiacomo im Austausch gegen fünf Taliban-Kämpfer hat international deutliche Kritik ausgelöst. Besonders scharfe Töne kamen aus Washington.
Angesichts der "erhöhten Bedrohung" aller Ausländer in Afghanistan erwarte die US-Regierung von Rom, dass "in der Zukunft keine Konzessionen mehr gemacht werden", hieß es in einer Stellungnahme des US-Außenministeriums. Zuvor hatte sich Ministerin Condoleezza Rice telefonisch mit ihrem italienischen Amtskollegen Massimo D'Alema über die Angelegenheit verständigt.
Rüffel aus Europa
Auch London und die Niederlande kritisierten die Regierung in Rom. "Wenn man eine Situation schafft, in der sich die Freilassung von Taliban-Gefangenen durch die Verschleppung von Journalisten bewerkstelligen lässt, dann wird es bald keine Journalisten mehr geben", hatte der niederländische Außenminister Maxime Verhagen bereits am Vortag erklärt.
US-Außenamtssprecher Sean McCormack stellte fest: "Wir verhandeln nicht mit Terroristen, und wir raten auch anderen nicht dazu, so etwas zu tun." Es sei zu befürchten, dass "gefährliche Personen" aus der Haft entlassen würden. Auch könnten Geschäfte mit Geiselnehmern zu Nachfolgetaten ermutigen.
Krise in Italien?
Auch innerhalb Italiens gab es Druck auf die Regierung von Ministerpräsident Romano Prodi. "Die Art und Weise, durch die es zur Freilassung kam, beleidigt die Institutionen, denn hier wurde mit Terroristen verhandelt", erklärte ein Oppositionspolitiker.
Die Zeitung "La Repubblica", für die Mastrogiacomo als Reporter in Afghanistan war, kommentierte, Italien befände sich am Rande einer diplomatischen Krise. "Dies ist ein unvorhergesehener Preis, den die Regierung jetzt dafür bezahlen muss, dass sie das Leben von Daniele Mastrogiacomo gerettet hat", hieß es.
Quelle: ntv.de