Missbrauchte Kinder Schlag gegen Porno-Ring
20.03.2002, 12:11 UhrPolizei- und Zollbehörden ist am Morgen ein Schlag gegen einen internationalen Kinderporno-Ring gelungen. Fahnder durchsuchten zeitgleich in mehreren europäischen Staaten sowie in Japan, Kanada und den USA die Wohnungen von Verdächtigen. In Deutschland betraf dies Wohnungen in Baden-Württemberg, Bayern, Hamburg und Berlin.
Wie das Bundeskriminalamt in Wiesbaden mitteilte, wurden in der Bundesrepublik drei Tatverdächtige festgenommen. Sie sollen im Internet Bilder getauscht haben, die den sexuellen Missbrauch von Kindern zeigen. Weltweit sind den Angaben zufolge bislang 31 Tatverdächtige in elf Staaten identifiziert worden.
Gegen sie besteht außerdem der Verdacht, entweder selbst Kinder sexuell missbraucht oder zumindest engen Kontakt zu den Tätern zu haben, da das bereits früher sichergestellte kinderpornografische Material eine erschreckende Brutalität zeige. Auf internationaler Ebene werden die aktuellen Erkenntnisse bei der Zentrale von Interpol in Lyon gebündelt und gesteuert.
Lange Ermittlungsarbeit
Bereits Ende Mai vergangenen Jahres hatte das BKA erste Hinweise auf einen privaten und geheimen Raum (Channel) im Internet Relay Chat (IRC) erhalten, in dem vermutlich große Mengen von Daten kinderpornografischen Inhalts getauscht werden. Den Ermittlern sei es trotz vielfältiger Sicherungsmaßnahmen der Betreiber gelungen, Einblick in diesen Channel zu bekommen, berichtete das BKA.
In Deutschland kam die Polizei zunächst einem 40-Jährigen aus Münster (Nordrhein-Westfalen) auf die Spur, der bereits 1998 wegen Verbreitung von Kinderpornografie zu einer Freiheitsstrafe von sechs Monaten auf Bewährung verurteilt worden war. Ende letzten Jahres wurde seine Wohnung durchsucht. Der 40-Jährige wurde auf frischer Tat ertappt; er hatte gerade Kontakt zum verdächtigen Channel, in dem sich zehn weitere Personen aufhielten. Er gab an, Gründer des "Channels" zu sein. Gegen ihn wurde Haftbefehl erlassen.
Spuren nach Frankreich
Ein weiteres Mitglied des Kinderpornografie-Rings wurde im Dezember in Frankreich festgenommen. Bei ihm wurden auf zwei Computern mit einer Speicherkapazität von jeweils 40 Gigabite sowie 63 CD-ROM etwa 200.000 Bilddateien sowie weitere rund 1.000 Videodateien mit Kinderpornografie sichergestellt. Auch dieser Tatverdächtige befindet sich in Haft.
Das deutsche Strafgesetzbuch sieht in Fällen der bandenmäßigen Verbreitung von Kinderpornografie eine Freiheitsstrafe bis zu zehn Jahren vor. Weitere Ergebnisse der Aktion wollte das Bundeskriminalamt am Nachmittag mitteilen. Das BKA hat eine Koordinierungsstelle mit der Bezeichnung "ARTUS" eingerichtet.
Quelle: ntv.de