Genossen fehlen bei der Abstimmung Schlappe für Linkspartei
17.12.2009, 15:39 Uhr
Von der eigenen Fraktion im Stich gelassen: Neskovic ist nicht in das Kontrollgremium gewählt worden.
(Foto: dpa)
Die Linksfraktion im Bundestag hat bei der Bildung des Parlamentarischen Kontrollgremiums (PKG) zur Überwachung der Geheimdienste eine schwere Schlappe erlitten. Überraschend erreichte der Linksfraktions-Abgeordnete Wolfgang Neskovic bei der geheimen Abstimmung im Bundestag nicht die vorgeschriebene Mehrheit.
Für Neskovic votierten nur 294 Abgeordnete, 312 Stimmen wären nötig gewesen. Bei der Abstimmung fehlten laut Bundestagsprotokoll allerdings 21 der 76 Links-Parlamentarier. Hätten sie fast vollständig teilgenommen, wäre ihr Bewerber durchgekommen. Nach Angaben von Fraktionschef Gregor Gysi will die Linke den 61-Jährigen im Januar erneut zur Abstimmung stellen.
Neskovic, ein früherer Richter des Bundesgerichtshofs, war 2005 erstmals in das Gremium gewählt worden. Damals hatte auch die Union trotz Bedenken für ihn gestimmt, nachdem die Linke mit einer Klage beim Bundesverfassungsgericht gedroht hatte. Neskovic, der bei der letzten Bundestagswahl sein Mandat in Cottbus direkt gewann, war vor drei Jahren in die Schlagzeilen geraten, nachdem in seinem Parlamentsbüro Mikrofone gefunden worden waren. Diese vermeintliche "Abhör-Affäre" entpuppte sich aber als Scherz.
Die anderen vorgeschlagenen Kandidaten wurden dagegen auf Anhieb bestätigt. Dies sind für die CDU/CSU Peter Altmaier, Clemens Binninger, Manfred Grund und Stefan Müller, für die SPD Michael Hartmann, Fritz Rudolf Körper und Thomas Oppermann sowie für die FDP Christian Ahrendt und Hartfried Wolf. Gewählt wurde auch Hans-Christian Ströbele von den Grünen, der in den 90er Jahren ebenfalls bei einer Wahl durchgefallen war. Er erhielt mit 326 Stimmen das zweitschlechteste Ergebnis.
Das 1978 eingerichtete und geheim tagende Gremium kontrolliert die drei deutschen Nachrichtendienste (Verfassungsschutz, Bundesnachrichtendienst, Militärischer Abschirmdienst). Die Mitglieder sind auch gegenüber anderen Parlamentariern zur Verschwiegenheit verpflichtet. Der Vorsitz wechselt jährlich zwischen Regierungsmehrheit und Opposition.
Quelle: ntv.de, dpa/AFP