Gesetz für anonyme Geburten Schröder beseitigt "Grauzone"
20.01.2012, 13:38 UhrSchon heute gibt es Kliniken, in denen Frauen ihre Kinder anonym zur Welt bringen können. Und schon heute gibt es Babyklappen, in denen verzweifelte Mütter ihre Kinder abgeben können. Doch all diese Einrichtungen arbeiten ohne rechtliche Grundlage. Die will Familienministerin Schröder jetzt schaffen.

Nach den Plänen der Regierung soll die Identität von Müttern bei anonymen Geburten zehn Jahre geheim bleiben.
(Foto: picture-alliance/ ZB)
Bundesfamilienministerin Kristina Schröder will anonyme Geburten und Babyklappen, in denen Säuglinge abgegeben werden können, erstmals gesetzlich regeln. "Wir befinden uns in einer rechtlichen Grauzone", sagte die CDU-Ministerin der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung". Ihr Ziel sei, einen rechtlichen Rahmen für eine so genannte vertrauliche Geburt zu schaffen. Das Gesetz solle den Müttern für eine gewisse Dauer die Anonymität der Daten garantieren.
Nach Schröders Vorstellungen sollte die Herkunft des Kindes erst nach einer Frist von etwa zehn Jahren veröffentlicht werden, "damit die Kinder ab einem gewissen Alter die Chance haben, ihre eigene Identität festzustellen". Bundesweit ist derzeit in etwa 130 Kliniken eine anonyme Geburt möglich; zudem gibt es etwa hundert Babyklappen.
Gesetz soll Kontakt zu verzweifelten Müttern ermöglichen
Ein Verbot der bestehenden Babyklappen schloss Schröder aus. "Wir sind über jedes Kind glücklich, das durch eine Babyklappe gerettet wird", sagte sie. Ziel der Gesetzesinitiative sei es aber, sich stärker den Müttern zuzuwenden, die sich in einer schweren Krise befinden. "Ich möchte die Frauen gewinnen, ihr Kind in einem Krankenhaus zur Welt zu bringen." Der Kontakt biete die Chance, den Frauen persönliche Hilfsangebote zu machen.
Eine Studie des Deutschen Jugendinstituts, die im Auftrag des Bundesfamilienministeriums erarbeitet wurde, kam kürzlich zu dem Ergebnis, dass seit 1999 fast 1000 Kinder in Babyklappen abgelegt oder in Kliniken anonym geboren wurden. Die Mehrzahl sei in Adoptivfamilien vermittelt worden. Die Autoren der Studie wiesen allerdings auch darauf hin, dass Babymorde durch solche Einrichtungen nicht unbedingt verhindert würden.
Quelle: ntv.de, AFP