Taliban-Justiz in Afghanistan Schwangere Witwe hingerichtet
09.08.2010, 14:07 UhrIn einem öffentlichen Prozess im Westen Afghanistans wird eine Frau zunächst zu 200 Peitschenhieben und anschließendem Erschießen verurteilt. Die Witwe hatte eine Affäre mit einem Mann, und wurde schwanger. Das Taliban-Gericht bezichtigt sie des Ehebruchs. Ihr Liebhaber wird nicht bestraft.
Mit drei Schüssen in den Kopf haben die radikalislamischen Taliban im Westen Afghanistans eine schwangere Witwe hingerichtet, die sie des "Ehebruchs" bezichtigt hatten. Die 35-Jährige musste nach Angaben der Polizei in der Provinz Badghis in dem von den Taliban kontrollierten Bezirk Kadis in einem öffentlichen Prozess zunächst 200 Peitschenhiebe erleiden und wurde danach erschossen. Die Islamisten hatten der Witwe vorgeworfen, eine "unerlaubte Affäre" gehabt zu haben und dabei schwanger geworden zu sein. Der Polizei zufolge wurde die Frau von einem örtlichen Taliban-Kommandeur erschossen.
Die 35-Jährige war zuvor drei Tage von den Taliban festgehalten worden. Nach der Hinrichtung wurde die Leiche in ein von den Islamisten überwachtes Gebiet geschafft. Der Mann, der eine Affäre mit ihr gehabt haben soll, wurde nicht bestraft. Der Vorsitzende der Unabhängigen Afghanischen Menschenrechtskommission in Westafghanistan, Abdul Kadir Rahimi, verurteilte die Hinrichtung als "inakzeptabel".
Die öffentliche Exekution erinnert an die Herrschaft der Taliban zwischen 1996 und 2001, als die Islamisten gewaltsam die strenge Befolgung des Islamischen Rechts durchsetzten. Dazu gehörten etwa öffentliche Steinigungen im Stadion von Kabul wegen Ehebruchs oder das Abhacken von Gliedmaßen bei Dieben.
Quelle: ntv.de, dpa