Politik

Parteien verlieren massiv Mitglieder Schwarz-Gelb ohne Mehrheit

Ratlosigkeit auf der Regierungsbank: FDP-Chef Rösler und Kanzlerin Merkel.

Ratlosigkeit auf der Regierungsbank: FDP-Chef Rösler und Kanzlerin Merkel.

(Foto: dpa)

Die Reaktorkatastrophe von Fukushima hat die politische Landschaft in Deutschland verändert: Schwarz-Gelb ist weit von der absoluten Mehrheit entfernt, die FDP müsste, wenn jetzt Bundestagswahlen anstünden, um den Wiedereinzug ins Parlament bangen. Die Grünen dagegen könnten in die Verlegenheit kommen, den Kanzler zu stellen. Sie sind auch die einzige Partei, die Mitglieder gewinnt.

Die Koalition schafft es nicht aus dem Umfrageloch. Auch nach der Einigung auf einen Atomausstieg innerhalb des Regierungsbündnisses sowie zwischen Bundesregierung und Bundesländern hätte Schwarz-Gelb keine Mehrheit, wenn am nächsten Sonntag Bundestagswahl wäre.

Grünen-Chefs Özdemir und Roth (Archivbild vom 25. Oktober 2009).

Grünen-Chefs Özdemir und Roth (Archivbild vom 25. Oktober 2009).

(Foto: dpa)

Nach den aktuellen Zahlen von Forsa für RTL und "Stern" kommen Union und FDP zusammen nur auf 35 Prozent. Auf die Union entfallen 31 Prozent, das ist ein Prozentpunkt mehr als in der Vorwoche. Die FDP fällt um einen Punkt auf 4 Prozent. Damit wären die Liberalen nicht im Bundestag vertreten.

Grüne und SPD hätten mit 49 Prozent weiter eine absolute Mehrheit. Dabei legt die SPD um einen Punkt auf 23 Prozent zu, bleibt aber weiter hinter den Grünen, die einen Punkt verlieren und auf 26 Prozent kommen.

Die Linke klettert um einen Punkt auf 9 Prozent.

Während die Forsa-Zahlen für FDP und Linke seit Mitte März kaum verändert sind, haben Union und SPD im Vergleich zu den Umfragen kurz vor der Reaktorkatastrophe fünf beziehungsweise drei Prozentpunkte verloren. Die Grünen legten im selben Zeitraum um zehn Punkte zu. Allerdings hatten Union und FDP auch Anfang März bei Forsa keine gemeinsame Mehrheit.

Verbessert hat der Atomausstieg immerhin das Image von Umweltminister Norbert Röttgen (CDU). 38 Prozent der Bürger beurteilen nach einer "Stern"-Umfrage seine Arbeit als gut oder sehr gut - gegenüber Mitte März ein Zuwachs von zwölf Punkten. 42 Prozent bewerten seine Leistung als weniger gut oder schlecht. Im März waren es 51 Prozent.

Union und FDP verlieren viele Mitglieder

Eine Untersuchung des Parteienforschers von der Freien Universität Berlin legt nahe, dass der Aufstieg der Grünen kein kurzfristiges Phänomen ist. Demnach haben Union und FDP bereits im vergangenen Jahr überdurchschnittlich an Mitgliedern verloren.

Die Zahl der CDU-Mitglieder sank der Studie zufolge 2010 um 3 Prozent auf rund 505.000. Bei der SPD betrug der Rückgang im Vergleich zum Vorjahr 2 Prozent auf 502.000. Inzwischen sind beide Parteien unter die 500.000er-Marke gerutscht.

Die FDP verlor sogar 5 Prozent und hatte Ende des abgelaufenen Jahres noch 68.541 Mitglieder. Die CSU sank um 3,3 Prozent auf 153.890. Am stärksten verlor die Linkspartei mit einem Minus von 5,6 Prozent auf 73.658 Mitglieder. Einziger Gewinner waren die Grünen mit einem Plus von 10 Prozent auf fast 53.000.

In absoluten Zahlen musste die CDU 2010 die meisten Austritte verkraften. 18.624 oder 3,6 Prozent der Mitglieder gaben ihr Parteibuch zurück. Prozentual lag die Zahl der Austritte mit 7,7 Prozent (5533) bei der FDP noch um einiges höher. Bei der SPD verließen 2,8 Prozent (14.528) der Mitglieder die Partei. Bei der CSU waren es 2,9 und bei den Grünen 2,5 Prozent. Den Negativrekord verzeichneten auch bei den Austritten die Linken mit einem Minus von 8,8 Prozent.

Quelle: ntv.de, hvo/dpa

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