Politik

Deutsche Soldaten am Hindukusch Schwarz-Gelb sucht "Abzugsperspektive"

Die Bundesregierung will in den nächsten vier Jahren die Voraussetzungen für einen Abzug der Bundeswehr aus Afghanistan schaffen. Da ist sie sich sogar mit der SPD einig. Große Hoffnung setzt die Union in die Afghanistan-Konferenz im Januar. Danach müsse eine neue Strategie definiert werden.

Eine deutsche Soldatin gedenkt der in Afghanistan gefallenen Kameraden.

Eine deutsche Soldatin gedenkt der in Afghanistan gefallenen Kameraden.

(Foto: AP)

"Wir müssen in dieser Legislaturperiode mit dem Konzept der selbsttragenden Sicherheit in Afghanistan so weit kommen, dass eine Abzugsperspektive in Sicht gerät", sagte Außenminister Guido Westerwelle (FDP). "Wir wollen nicht auf ewig in Afghanistan bleiben."

Westerwelle sagte im ZDF, Deutschland werde dafür Sorge tragen, dass die Demokratie in Afghanistan wachse und die Korruption in dem Land vernünftig bekämpft werde. "Das erwarten wir auch von der afghanischen Regierung."

Immer öfter sind deutsche Soldaten in Gefechte verwickelt.

Immer öfter sind deutsche Soldaten in Gefechte verwickelt.

(Foto: AP)

Zuvor hatte Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) betont, nach der Ende Januar geplanten internationalen Afghanistan-Konferenz solle eine neue Strategie für den Bundeswehr-Einsatz definiert werden. Es müssten auch zeitliche Zielmarken gesetzt werden.

Guttenberg sagte in der ARD, die Afghanistan-Konferenz müsse deutlich machen, "wo wollen wir eigentlich hin, was haben wir für einen Status Quo, wo sind Defizite, wo haben Dinge auch nicht funktioniert". Auf dieser Grundlage müsse die neue Strategie gefunden werden, "und zwar auch mit Zielmarken, und die darf man durchaus auch zeitlich setzen". Auch Kanzlerin Angela Merkel (CDU) sagte, bei der Konferenz müsse eine Perspektive festgelegt werden, bis wann die afghanische Regierung selbst für die Sicherheit sorgen könne.

SPD ohne konkretes Abzugsdatum

Auf dem SPD-Bundesparteitag in Dresden votierte eine Mehrheit der Delegierten dagegen, sich auf ein konkretes Datum für einen Abzug der Bundeswehr festzulegen. Im Beschluss des Parteitags heißt es: "Beim Einsatz in Afghanistan bleiben wir dabei, dass in dieser Legislaturperiode die Grundlage für den Abzug der Bundeswehr geschaffen werden muss."

Bundespräsident Horst Köhler rief dazu auf, den Deutschen in Afghanistan mehr Rückhalt in der Heimat zu geben. "Sie stehen in einem schwierigen und gefährlichen Einsatz", sagte das Staatsoberhaupt in seiner Rede zum Volkstrauertag im Bundestag.

Nach dem Willen der dafür zuständigen EU-Minister soll die Entwicklungspolitik in Afghanistan stärker zur Förderung der Demokratie eingesetzt werden. Darüber wollen die Ressortchefs an diesem Dienstag in Brüssel beraten. Die EU bemüht sich in Afghanistan seit Jahren um den Aufbau rechtsstaatlicher Strukturen.

Streit um Truppenaufstockung

Der Verteidigungsminister besucht die Truppe.

Der Verteidigungsminister besucht die Truppe.

(Foto: dpa)

Guttenberg hatte am Freitag in Kundus das deutsche Feldlager besucht und dort angekündigt, Deutschland wolle Mitte Januar eine zusätzliche Einsatzkompanie mit 120 Soldaten dorthin entsenden. Die Truppen sollen die dort bereits stationierten 450 Eingreifkräfte verstärken - also jene Soldaten, die sich im Ernstfall Gefechte mit den Taliban liefern.

 

Der Grünen-Sicherheitsexperte Omid Nouripour warnte daraufhin in der "Frankfurter Rundschau" davor, mit der zusätzlichen Kompanie eine Aufstockung der Obergrenze von 4500 Mann vorwegzunehmen. Dagegen sagte der verteidigungspolitische Sprecher der Unionsfraktion im Bundestag, Ernst-Reinhard Beck (CDU), dem "Kölner Stadt-Anzeiger": "Es wird zu prüfen sein, ob unsere Obergrenze ausreicht." Ob am Ende 6000, 8000 oder 10 000 deutsche Soldaten in Afghanistan notwendig seien, sei abhängig vom "militärischen Sachverstand".

Deutschland drittgrößter Truppensteller

 

Deutschland ist mit 4520 Soldaten drittgrößter Truppensteller am Hindukusch hinter den USA und Großbritannien. Der Bundestag entscheidet im Dezember über die Verlängerung des Mandates für die Beteiligung der Bundeswehr an der ISAF. Die Obergrenze des Mandats beläuft sich auf 4500 Mann. Sie darf bei Kontingentwechseln kurzfristig überschritten werden. Das ist derzeit der Fall. In der Regel bleiben Soldaten etwa vier Monate im Afghanistan-Einsatz. Wenn die eine Truppe nach Hause fliegt, rückt die nächste nach. Dabei kommt es mitunter zu Überschneidungen.

Quelle: ntv.de, dpa/rts/AFP

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