Alle fürchten den Flughafen-Kompromiss Schwarz-Grün in Hessen erwartet Störfeuer
27.11.2013, 09:33 Uhr
Ein Flughafen-Kompromiss ist die Basis der künftigen schwarz-grünen Landesregierung.
(Foto: dpa)
Weniger Fluglärm versprechen CDU und Grüne in Hessen. Wie genau das erreicht werden soll, wissen sie nicht. Sicher ist, dass sich das neue Bündnis auf Proteste von allen Seiten einstellen muss.
Mögliche Kompromisse der künftigen schwarz-grünen Landesregierung in Hessen zum Frankfurter Flughafen lösen bereits jetzt in der Region Befürchtungen aus. Es drohe der Verlust von Arbeitsplätzen, wenn der Betrieb an Deutschlands größtem Airport noch weiter eingeschränkt würde, erklärte die Pilotenvereinigung Cockpit. Auch die Lufthansa warnte die Hessen-CDU davor, in den Koalitionsverhandlungen mit den Grünen Zugeständnisse beim Lärmschutz und beim Ausbau des Flughafens zu machen.
Vorstandschef Christoph Franz sagte dem "Handelsblatt": "Das ist die zentrale Drehscheibe unseres Konzerns. Ich kann nur hoffen, dass uns das Leben hier nicht noch schwerer gemacht wird." Die von den Grünen geforderte Ausweitung des Nachtflugverbots um morgens und abends jeweils eine Stunde würde das komplexe Drehkreuz-System infrage stellen und das Geschäft der Lufthansa gravierend beeinträchtigen, erklärte er. Wenn Schwarz-Grün außerdem "das Terminal drei auf Eis legen will, dann wäre Wachstum nur in anderen Drehscheiben der Lufthansa-Gruppe möglich".
Dagegen rechnen Fluglärmgegner mit Enttäuschungen bei den Bürgern, weil es nicht leiser werde. An der allwöchentlichen Montagsdemo im Flughafen gegen Lärm nahmen nach Angaben der Organisatoren diesmal sogar 1200 Menschen teil. "Es muss aber leiser werden", sagt Thomas Scheffler vom Bündnis der Bürgerinitiativen, das sich auch für ein Nachtflugverbot einsetzt, das nicht von 23 bis 5 Uhr, sondern von 22 bis 6 Uhr gelten soll.
Genau mit diesen Forderungen waren die hessischen Grünen in den Wahlkampf gezogen. Anders als die Linkspartei akzeptieren die Grünen zwar, dass die Nordwest-Landebahn in Betrieb bleibt. Dort landen die Jets seit Oktober 2011, was die Proteste im Rhein-Main-Gebiet erst richtig in Fahrt gebracht hat.
Al-Wazir appelliert an die Grünen-Wähler
Cockpit warf dem hessischen CDU-Chef und Ministerpräsidenten Volker Bouffier vor, um der Regierung mit den Grünen willen den deutschen Luftverkehr zu schwächen. Der hessische Grünen-Vorsitzende Tarek Al-Wazir rief seine verärgerten Wähler zu Fairness auf. "Ich bitte sie, dass sie nicht nach ihrem ersten Gefühl urteilen, sondern uns die Chance geben, einen guten Koalitionsvertrag auszuhandeln. Dann können alle an den Ergebnissen messen, ob sie das für gut oder schlecht halten", sagte er der "Frankfurter Rundschau".
Grünen-Basis und Wähler üben teils heftige Kritik. Es gebe gute Gründe, die CDU nach fast 15 Jahren an der Regierung abzulösen, sagte Vizebürgermeister Franz Urhahn (Grüne) aus Mörfelden-Walldorf. "Mit jedem Tag anstehender Koalitionsverhandlungen werden wir die CDU noch stärker machen." Al-Wazir wies den Verdacht zurück, er strebe nur in die Regierung, um nach 15 Jahren Opposition endlich Minister zu werden. "Für mich persönlich wäre ein Leben in der Opposition sicher lebenswerter als das, worauf ich mich da jetzt eingelassen habe."
Der Grünen-Bundesvorsitzende Cem Özdemir sieht eine mögliche schwarz-grüne Koalition in Hessen positiv. "Ich finde das immer gut, wenn die Grünen in der Regierung sind", sagte er im Bayerischen Rundfunk. Er wies Gerüchte zurück, die Bundes-Grünen hätten zugunsten eines Bündnisses mit der CDU interveniert. Die Entscheidung sei in Wiesbaden gefallen.
Quelle: ntv.de, ppo/dpa