Jeder Fünfte hat schon mal Schwarzarbeit nimmt zu
12.01.2009, 11:36 UhrOb Reinigungskraft oder Babysitter, fast jeder fünfte Haushalt in Deutschland hat schon einmal jemanden schwarz beschäftigt. Das berichtet die "Bild"-Zeitung unter Berufung auf den Haushaltsreport der Minijob-Zentrale der Deutschen Rentenversicherung Knappschaft-Bahn-See.
Laut einer Emnid-Umfrage für die Minijob-Zentrale bewerten 81 Prozent der Befragten die Beschäftigung einer illegalen Hilfe im Haushalt als Betrug am Steuerzahler und am Staat. Ein schlechtes Gewissen haben deshalb jedoch mit gerade einmal 21 Prozent der Befragten nur die wenigsten. Dabei sind sogenannte haushaltsnahe Dienstleistungen steuerlich begünstigt: Wer einen 400-Euro-Minijob im Haushalt schafft, kann neuerdings sogar 20 (bisher: 10) Prozent der Kosten steuerlich absetzen.
Schwarzarbeit-Quote bei Wohlhabenden höher
Der Umfrage zufolge sind es häufiger Wohlhabende, die Hilfen im Haushalt schwarz beschäftigen. Dr. Dominik Enste, Wirtschaftsethiker und Schwarzarbeitsexperte im Institut der deutschen Wirtschaft Köln, sagte der "Bild", zwar hätten Besserverdienende laut Emnid-Umfrage ein schlechteres Gewissen als andere Befragte, dennoch beschäftigten sie häufiger eine nicht angemeldete Haushaltshilfe. So habe mit 27 Prozent fast jeder dritte Haushalt mit einem Nettoeinkommen von mehr als 2500 Euro schon mal eine Haushaltshilfe ohne Anmeldung beschäftigt. Bei Haushalten mit geringen Einkommen stellt sich die Frage nach einer Putzfrau wohl ohnehin nicht.
Durch Rezession mehr Schwarzarbeit
Nach Ansicht des Volkswirtschaftlers Friedrich Schneider wird die Rezession die Schwarzarbeit wieder stark zunehmen lassen: "Die Schattenwirtschaft wird 2009 durch die konjunkturbedingten Auswirkungen um 20 bis 30 Milliarden Euro steigen", mutmaßt der Schwarzarbeit-Experte von der Universität Linz. Dies seien acht bis zehn Prozent mehr als 2008. "Viele Bürger werden versuchen, die eigenen Einkommensverluste entweder durch eigene Schwarzarbeit oder durch die Beschäftigung von Schwarzarbeitern zu kompensieren."
Zwei Drittel "Nebenerwerbsschwarzarbeiter"
Schneider zufolge arbeiten bundesweit etwa acht bis zehn Millionen Menschen schwarz. Meist seien dies Arbeitnehmer oder Selbständige, die sich in ihrer Freizeit noch etwas dazuverdienten und vor allem Dienstleistungen anbieten. Dazu gehörten Architekten, Rechtsanwälte, Maurer, Fliesenleger oder auch Putzfrauen. Im Durchschnitt verdienen sie sich etwa 300 bis 400 Euro im Monat dazu. Solche "Nebenerwerbsschwarzarbeiter" machten etwa zwei Drittel aller Schwarzarbeiter in Deutschland aus. Die meiste Schwarzarbeit finde am Bau, im Handwerk, in der Gastronomie sowie in Gewerbe- und Industriebetrieben statt.
Quelle: ntv.de