Verhüllungsverbot soll in Verfassung Schweizer Kanton stimmt für Burka-Verbot
23.09.2013, 12:20 Uhr
Als erster Kanton der Schweiz wird es wohl im Tessin ein Verhüllungs-Verbot geben.
(Foto: picture alliance / dpa)
Es ist ein diskussionswürdiges Ergebnis einer Abstimmung im Schweizer Kanton Tessin: Die Mehrheit ist für ein Verhüllungsverbot, somit ist es beschlossene Sache. Die Gegenstimmen warnen jedoch vor einer "Islamophobierung der Schweiz".
Im Kanton Tessin haben die Schweizer ein deutliches Ja zu einer Initiative ausgesprochen, die nicht nur ein Verhüllungsverbot vorsieht, sondern dieses auch in der Kantonsverfassung verankern will. An der Abstimmung nahmen 46 Prozent der Stimmberechtigten teil, zwei Drittel von ihnen stimmten für die Initiative.

Als erstes europäisches Land verbot Belgien im Jahr 2011 das Tragen von Burkas.
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Die Initiative schlägt vor, die Kantonsverfassung um einen Passus zu erweitern, in dem es heißt: "Niemand darf sein Gesicht auf öffentlichen Straßen und Plätzen verhüllen oder verbergen. Niemand darf eine andere Person aufgrund ihres Geschlechts dazu zwingen, ihr Gesicht zu verhüllen." Zwar richtet sich der Text nicht explizit gegen Muslime, doch ist sein Initiator Giorgio Ghiringhelli von der populistischen Partei Il Guastafeste (Der Spielverderber) ein bekennender Islamkritiker.
Ghiringhelli sprach von einem "historischen Votum". Es werde in der ganzen Schweiz und darüber hinaus Schule machen, sagte er dem italienisch-sprachigen Rundfunksender RSI. Der Islamische Zentralrat Schweiz (IZRS) warnte vor einer "Islamophobisierung der Schweiz" von unten. Er sehe darin einen weiteren Versuch, Muslimen das Leben in der Schweiz zunehmend schwer zu machen und islamische Symbole aus dem öffentlichen Raum zu verbannen, erklärte der Rat. Amnesty International erinnerte an die von der Verfassung garantierte Religionsfreiheit und forderte das Schweizer Parlament zum Handeln auf.
Abschaffung der Wehrpflicht wird abgelehnt
Außerdem stimmten die Schweizer wie erwartet gegen die Abschaffung der Wehrpflicht - sie gehört ebenso wie die direkte Demokratie zum traditionellen Selbstverständnis der Eidgenossenschaft. Neben den Sozialisten, Grünen, Friedensbewegten und Feministinnen, aus denen sich die GSoA zusammensetzt, hatten von den großen Parteien nur die Sozialdemokraten (SP) die Initiative unterstützt.
Mit 73,2 Prozent fiel die Ablehnung deutlicher aus, als zuletzt in den Meinungsumfragen vorhergesagt. Die Schweiz stemmt sich damit gegen den Trend in Europa, in dem neben ihr nur noch Norwegen, Finnland, Dänemark, Estland, Österreich und Zypern an der Wehrpflicht festhalten.
In weiteren Volksabstimmungen sprachen sich die Schweizer dafür aus, dass die Läden in den Autobahntankstellen auch nachts geöffnet bleiben dürfen und die Impfpolitik künftig in die Zuständigkeit des Bundes fällt.
Quelle: ntv.de, AFP