Explosion von Kabul Schwierige Aufklärung
22.03.2002, 13:19 UhrDie Lüneburger Staatsanwaltschaft erwägt nach dem tödlichen Sprengunfall in Afghanistan Ermittlungen wegen fahrlässiger Tötung und Körperverletzung gegen einen der beteiligten Bundeswehr-Soldaten. Die Staatsanwaltschaft teilte mit, die Eröffnung eines Verfahrens gegen den 31-jährigen Oberfeldwebel, der im niedersächsischen Munster stationiert sei, werde geprüft.
Die Ermittlungen sollten klären, ob vor Ort Sicherheitsbestimmungen verletzt wurden. Die Behörde wolle zunächst die Akten der bisher ermittelnden Staatsanwaltschaft Potsdam prüfen. Mit Ergebnissen sei nicht vor der kommenden Woche zu rechnen. Die Akten enthielten auch Zeugenaussagen von Soldaten, die beim Unfall in Kabul dabei waren.
Acht Tote
Der Beschuldigte leitete zusammen mit einem weiteren Oberfeldwebel den Einsatz in Kabul, bei dem zwei Boden-Luft-Raketen des sowjetischen Typs SA-3 unschädlich gemacht werden sollten und dabei explodierten. Bei dem Unfall waren zwei deutsche und drei dänische Soldaten der internationalen Schutztruppe in Afghanistan getötet und weitere acht Soldaten verletzt worden. Der zweite verantwortliche Offizier kam bei dem Unglück ums Leben.
Fahrlässige Entschärfung ?
Laut Staatsanwaltschaft beruft sich der Oberfeldwebel auf einen Befehl, wonach die Raketen entschärft und nicht gesprengt werden sollten. Bei einer Entschärfung wird eine Explosion des Sprengkörpers verhindert. Experten hatten nach dem Unfall aber betont, die Konstruktion und Gefährlichkeit der fraglichen russischen Rakete sprächen dafür, sie durch eine Sprengung unschädlich zu machen.
Mehrere Zeitungen hatten unter Berufung auf die Potsdamer Ermittlungen berichtet, die Soldaten hätten die Raketen gegen ausdrücklichen Befehl entschärfen wollen, statt sie zu sprengen. Sie hätten Teile des Spengkörpers als "Souvenir" mit nach Hause nehmen wollen.
Verteidigungsminister Rudolf Scharping (SPD) und der Generalinspekteur der Bundeswehr, Harald Kujat, hatten unmittelbar nach dem Unfall betont, nach ersten Erkenntnissen seien alle Sicherheitsauflagen eingehalten worden. Sie hatten auch eine deutsch-dänische Expertenkommission mit der Untersuchung des Unfalls beauftragt, deren Ergebnisse noch nicht vorliegen.
Quelle: ntv.de