Niederlande empört über Ex-General "Schwule schuld an Srebrenica"
19.03.2010, 11:18 Uhr
Screenshot des niederländischen Fernsehen vom 11. Juli 1995: Holländische UN-Soldaten in Potocari vor Hunderten von moslemischen Zivilisten, die aus dem nahegelegenen Srebrenica geflüchtet sind.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Nach Ansicht des früheren NATO-Kommandeurs John Sheehan ist die angeblich schlechte Kampfmoral der niederländischen Truppen schuld am Massaker von Srebrenica. Die wiederum erklärt er mit der Tatsache, dass Homosexuelle in der niederländischen Armee dienen. Den Haag ist empört.

US-General John Sheehan (l.) wird von seinem kasachischen Kollegen, General Altinbajev, herzlich begrüßt (Archivbild von 1997).
(Foto: ASSOCIATED PRESS)
Ein früherer US-General hat in den Niederlanden heftige Empörung mit der Behauptung ausgelöst, das Massaker von Srebrenica sei wegen des Einsatzes von Homosexuellen bei den holländischen UN-Friedenstruppen nicht verhindert worden.
Derartige Vorwürfe des einstigen NATO-Kommandeurs John Sheehan seien "völliger Unsinn", erklärte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums in Den Haag. Der niederländische Botschafter in Washington wies die Behauptungen im Namen seiner Regierung zurück.
Sheehan hatte bei einer Senatsanhörung in Washington dargelegt, die Kampfmoral der niederländischen Truppe sei wegen der Anwesenheit schwuler Soldaten zu gering für eine Verteidigung von Srebrenica gewesen. Der 1997 pensionierte General wurde zu Fragen über eine mögliche Zulassung von Homosexuellen zum Dienst in den US-Streitkräften angehört.

Holländischer Blauhelmsoldat auf Posten in Srebrenica (10. Juli 1995).
(Foto: picture-alliance / dpa)
Die Muslim-Enklave Srebrenica war 1995 im Balkan-Krieg von Niederländern bewacht worden. Sie waren in der Unterzahl und hatten kein Kampfmandat des UN-Sicherheitsrates. Nach Angriffsdrohungen zogen sich die holländischen Blauhelme zurück. Daraufhin eroberten bosnisch-serbische Streitkräfte Srebrenica und töteten rund 8000 muslimische Männer und Jungen. Die UN bewerten das Verbrechen als Völkermord.
"Schlichtweg albern"
Bei der Senatsanhörung erklärte Sheehan vor laufenden Kameras, der damalige niederländische Stabschef Henk van den Breemen habe ihm gesagt, Schwule in seiner Armee seien in Srebrenica "Teil des Problems" gewesen.
Diese Behauptung sei "schlichtweg albern", hieß es im niederländischen Verteidigungsministerium. "Das Massaker von Srebrenica und die Rolle der UN-Soldaten sind durch die Niederlande, internationale Organisationen und die Vereinten Nationen intensiv untersucht worden", sagte Ministeriumssprecher Roger van de Wetering. "Dabei wurde niemals festgestellt, dass die sexuelle Orientierung von Soldaten irgendeine Rolle spielte."
Quelle: ntv.de, dpa