Mord an Benazir Bhutto Scotland Yard ermittelt
02.01.2008, 07:41 UhrDie Londoner Polizei Scotland Yard hilft bei der Aufklärung des Mordes an der pakistanischen Oppositionsführerin Benazir Bhutto. Auf Bitte des pakistanischen Präsidenten Pervez Musharraf stelle die britische Regierung von Premierminister Gordon Brown ein Polizei-Team zur Verfügung, teilte das Außenministerium in London mit. Musharraf hatte in einer im Fernsehen übertragenen Rede an die Nation bekanntgegeben, dass Kriminalisten aus London die pakistanischen Behörden bei den Ermittlungen unterstützen würden.
Scotland Yard teilte mit, dass es sich um ein kleineres Team von Spezialisten der Anti-Terror-Einheit handle, und dass diese "sobald wie möglich" nach Pakistan reisten. Die Ermittlungen würden aber von Pakistan geleitet, betonte der Sprecher. Seit dem Mord an Bhutto am vergangenen Donnerstag wird in Pakistan heftig über die Hintergründe des Anschlags gestritten. Die Opposition hatte eine internationale Untersuchung gefordert.
"Fair und friedlich"
Der Präsident versprach in seiner Rede "freie, faire, transparente und friedliche" Parlamentswahlen. Gleichzeitig verteidigte er die Verschiebung der Abstimmung um knapp sechs Wochen auf den 18. Februar. Er habe gehofft, der ursprünglich geplante Termin in der kommenden Woche könne eingehalten werden, sagte Musharraf.
Die Wahlkommission habe nach den landesweiten Unruhen, die dem Mord an Benazir Bhutto folgten, jedoch anders entschieden. Vor allem in der am schwersten von den Krawallen betroffenen Provinz Sindh seien Wahlen aufgrund der massiven Zerstörungen öffentlicher Einrichtungen derzeit nicht möglich. Musharraf kündigte an, eine Kommission werde die Ausschreitungen untersuchen. Die Drahtzieher würden bestraft.
PPP fordert sofortige Wahlen
Pakistans Oppositionsparteien reagierten mit Unverständnis auf die Verschiebung. "Wenn im Irak, Afghanistan oder in Afrika Wahlen stattfinden können, warum nicht auch in Pakistan", sagte Bhuttos Ehemann, der neue Vizechef der Pakistanischen Volkspartei PPP Asif Ali Zardari, in einem Fernsehinterview.
Die PPP hatte sich für den 8. Januar als Termin ausgesprochen. Die zweite große Oppositionspartei, die Muslim-Liga (PML-N) von Ex-Premier Nawaz Sharif, hatte nach der Ermordung Bhuttos angekündigt, sie sei für einen Boykott der Wahl. Sollte aber die PPP teilnehmen, werde sie sich ebenfalls beteiligen.
Ein Sprecher der Organisation Tehrik-e-Taliban Pakistan (Taliban-Bewegung in Pakistan) sagte einem Radiosender, die Regierung beschuldige seine Organisation zu Unrecht, für den Tod Bhuttos verantwortlich zu sein. Der Mord sei eine "große nationale Tragödie" und müsse von einer unabhängigen Kommission untersucht werden. Die Regierung hatte erklärt, pakistanische Extremisten mit Verbindungen zum Terrornetz El Kaida seien für den Anschlag verantwortlich. Auch Volkspartei-Vize Zardari hatte verlangt, die Hintergründe des Mordes an seiner Frau von einer internationalen Kommission untersuchen zu lassen.
Bhutto-Sohn wieder in Oxford
Unterdessen hat der neue PPP-Chef Bilawal Bhutto Zardari Pakistan verlassen. Eine Parteisprecherin sagte, Bilawal Bhutto sei auf dem Weg nach England, um sein Jura-Studium in Oxford fortzusetzen. Der 19-Jährige war am Sonntag zum Nachfolger seiner Mutter Benazir Bhutto an der Parteispitze ernannt worden. Für die täglichen Amtsgeschäfte bleibt jedoch sein Vater Asif Ali Zardari zuständig, bis er sein Studium beendet hat. Zudem müssen Kandidaten für ein offizielles politisches Amt in Pakistan mindestens 25 Jahre alt sein.
Quelle: ntv.de