Heiße Luft aus München Seehofer bei Stoiber
21.01.2007, 07:31 UhrDer Machtkampf um den CSU-Vorsitz ist noch lange nicht entschieden. Ein etwa zweistündiges Gespräch zwischen dem scheidenden CSU-Chef Edmund Stoiber und Bundeslandwirtschaftsminister Horst Seehofer brachte am Sonntagabend in München keine Vorentscheidung. Zentrales Anliegen seiner Bemühungen sei gewesen, "aus dem Gegeneinander von Herrn Huber und Herrn Seehofer ein Miteinander zu machen", sagte Stoiber im Anschluss. Er sehe durchaus Chancen dafür. Allerdings seien weitere Gespräche notwendig. Er hoffe, dass es eine klare Entscheidung bis zum nächsten Wochenende oder spätestens in drei Wochen gebe. Dafür bedürfe es aber noch eines Entgegenkommens aller Beteiligten, betonte Stoiber.
Der parteiinterne Machtkampf war am Wochenende eskaliert, nachdem Seehofer seinem Kontrahenten Erwin Huber und dem designierten Ministerpräsidenten Günther Beckstein unfaire Methoden vorgeworfen hatte.
In der bayerischen CSU-Führung gibt es offenkundig eine Mehrheit für ein Duo aus Beckstein als neuen Ministerpräsidenten und Huber als Parteivorsitzenden. Beide Ämter gibt Stoiber zum 30. September ab. Bundeswirtschaftsminister Michael Glos hält es für möglich, dass der Wechsel früher erfolgt. "Die Überlegungen sind sicher nicht zu Ende", sagte der CSU-Politiker.
Streit über die Medien
Seehofer klagte im "Spiegel, obwohl er "immerhin stellvertretender Parteivorsitzender" sei, habe er über die Medien erfahren, dass sich Beckstein und Huber "über das Erbe Edmund Stoibers verständigt haben". Seehofer forderte, Ränkespiele zu unterlassen und die Parteibasis zu hören. "Man kann solche Personalentscheidungen nicht im Hinterzimmer auskungeln." Huber erwiderte: "Erst nachdem Horst Seehofer seine eigene Kandidatur öffentlich angemeldet hatte, bin ich auch in die Öffentlichkeit gegangen." Er und Seehofer hätten sich inzwischen gegenseitig fairen Umgang zugesichert.
Seehofer nimmt den Köder nicht
Die CSU-Spitze in München versuchte, Seehofer mit einem Angebot zum Einlenken zu bewegen, was aber zunächst keinen Erfolg brachte. Am Sonntagabend trafen sich trafen sich Stoiber und der Bundesminister zu einer Unterredung. Huber schlug ein Führungstrio vor. Seehofer solle gemeinsam mit ihm und Beckstein "die CSU in das nächste Jahrzehnt" führen, erklärte Huber in der "Bild am Sonntag". In CSU-Kreisen hieß es, Seehofer solle eine "besonders herausgehobene Stellung" erhalten. Gedacht werde an den Posten des "ersten Stellvertreters des Parteivorsitzenden".
Duo Beckstein/Huber problematisch
Der Parteienforscher Gerd Langguth hält es für problematisch, dass Beckstein und Huber die Nachfolge Edmund Stoibers als Regierungs- und Parteichef antreten sollen. "Das Hauptproblem ist, dass sich zwei Landespolitiker die Macht aufteilen. In Parteifragen wäre Huber der Chef von Beckstein, der ihn aber in seiner Eigenschaft als Ministerpräsident jederzeit aus dem Landeskabinett werfen kann", sagte Langguth dem "Tagesspiegel am Sonntag". "Das kann nicht gut gehen."
Langguth wies auf die Beliebtheit Seehofers hin, der wie Huber den Parteivorsitz beansprucht. Wenn Seehofer nicht vor dem Parteitag im September aufgebe, "dürften seine privaten Probleme nicht ausreichen, ihn als Parteichef zu verhindern – wenn er sich in dieser Angelegenheit endlich erklärt", prophezeite der Forscher. "Er könnte als Parteichef auch wieder Anspruch auf das Amt des Ministerpräsidenten erheben. Die Wiedervereinigung beider Ämter wäre für das politische Gewicht der CSU sowieso am besten."
Quelle: ntv.de