Politik

"Aktionsplan Ernährung" Seehofer setzt auf Aufklärung

Bundesverbraucherminister Horst Seehofer (CSU) warnt vor einer Zunahme von Krankheiten durch falsche Ernährung und zu wenig Bewegung bei Kindern. "Es ist erschreckend, dass bereits 6.000 Kinder jährlich neu an Altersdiabetes erkranken". Diese Zahl werde sich drastisch erhöhen und "Unsummen an Behandlungskosten verschlingen", sagte Seehofer in einer Regierungserklärung im Bundestag zum Aktionsplan Ernährung.

Falsche Ernährung sei vor allem ein Problem von Kindern sozial benachteiligter Familien und mit Zuwanderungshintergrund. Kinder bewegten sich auch zu wenig. Seehofer kündigte mehr Aufklärung an und rief die Länder zu mehr Schulsport auf. Die Opposition verlangte konkretere Maßnahmen.

Grünen-Fraktionschefin Renate Künast forderte ein Fernseh-Werbeverbot für Kinder-Lebensmittel zumindest tagsüber. "Die kleinen Kinder brauchen den Schutz dieser Gesellschaft." Künast, die in der rot-grünen Bundesregierung Verbraucherministerin war, warnte auch vor einer Diskriminierung von Übergewichtigen.

Der FDP-Verbraucherpolitiker Hans-Michael Goldmann lehnte wie Seehofer neue Verbote ab. Auf Kritik bei Union und FDP stieß auch die Forderung von Künast nach einer Ampel-Kennzeichnung nach englischem Vorbild. Danach würde die Farbe Rot vor viel Fett oder Zucker warnen. Die SPD hält eine Kennzeichnungspflicht allerdings für sinnvoll.

Seehofer will lieber beraten

Nach einer Studie des Robert-Koch-Instituts gelten fast zwei Millionen Kinder in Deutschland als übergewichtig. Die Bundesregierung bereitet einen Aktionsplan für gesündere Ernährung und mehr Bewegung vor. Seehofer warb für "Beratung statt Bevormundung". Er sagte: "Wir müssen uns an alle Bevölkerungsschichten wenden." Fast Food und Fertigprodukte hätten das Essverhalten in den vergangenen 30 Jahren stärker verändert als in 30.000 Jahren zuvor. Seehofer mahnte mehr Bewegung an: Nur ein Fünftel treibe in Deutschland regelmäßig Sport, in anderen EU-Ländern sei der Anteil doppelt so hoch. Kinder säßen fünf Stunden im Durchschnitt pro Tag vor Computer, Fernseher oder Spielkonsole. Diese Zeit fehle ihnen für Fußballspielen und Radfahren.

Die Abgeordneten waren sich einig, dass besonders sozial schwache Bevölkerungsgruppen besser über gesunde Ernährung aufgeklärt werden müssen. Die Grünen schlagen ein 20-Millionen-Euro-Programm des Bundes für Ernährung und Bewegung vor, das sich vor allem an solche Familien richtet. Die Vorsitzende des Gesundheitsausschusses, Martina Bunge (Linkspartei), sagte, viele Familien könnten sich das Schulessen nicht leisten. Die CDU-Politikerin Ursula Heinen nannte es "Schwachsinn", dass auf Mensaessen weniger Mehrwertsteuer fällig werde als auf Schulessen.

Ungesundes Essen immer beliebter

Unterdessen ergab eine Umfrage der Gesellschaft für Konsumforschung für die "Apotheken Umschau", dass rund ein Drittel der Bundesbürger nicht auf Hamburger, Döner, Bratwurst und Pommes frites verzichten wollen - vor vier Jahren waren es 28,8 Prozent. Vor allem Jüngere wollen sich nicht von den fettigen Snacks trennen.

Quelle: ntv.de

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