Kämpfe mit "Taliban" in Nigeria Sektenführer getötet
30.07.2009, 18:10 UhrNach den schweren Gefechten im Norden Nigerias ist nach Polizeiangaben der Anführer der radikalislamischen Aufständischen getötet worden. Wie ein Polizeivertreter der Nachrichtenagentur AFP sagte, wurde der Sektenchef Mohammed Yusuf nach seiner Festnahme erschossen.
Der staatliche Fernsehsender BRTV zeigte Journalisten Bilder der nackten, von Kugeln durchsiebten Leiche. Außerdem waren auf den Aufnahmen jubelnde Polizisten zu sehen. Nach Angaben aus Polizei- und Regierungskreisen war Yusuf zuvor in der Islamisten-Hochburg Maiduguri gefangengenommen worden, nachdem Soldaten sein Haus unter Beschuss genommen hatten.
Bei den Gefechten hatte die Armee in der Nacht zum Donnerstag rund 300 Rebellen getötet, die von den Behörden als "Taliban" bezeichnet werden. Damit stieg die Zahl der seit Beginn der Kämpfe am Sonntag getöteten Menschen auf mindestens 600. In Maiduguri befindet sich das Hauptquartier der islamistischen Sekte, die sich den afghanischen Taliban verbunden fühlt und für einen islamischen Gottesstaat im Norden Nigerias kämpft. Nach Polizeiangaben wurde auch der Vize-Chef der Sekte, Abubakar Shekau, auf der Flucht getötet.
Koranschulen als Basis
Yusuf hat in Maiduguri mehrere Koranschulen, auf die sich seine Sekte "Boko Haram" nach dem Vorbild der afghanischen Taliban stützt. "Boko Haram" lehnt das staatliche Bildungssystem sowie westliche Werte und Einflüsse ab und verlangt die Einführung islamischen Rechts (Scharia) in ganz Nigeria. Bisher gilt die Scharia nur in etwa einem Dutzend mehrheitlich islamischer Bundesstaaten. Auch die fünf derzeit von den Kämpfen zwischen Islamisten und Sicherheitskräften betroffenen Bundesstaaten sind mehrheitlich von Muslimen bewohnt.
Unter den Einwohnern Nigerias, des bevölkerungsreichsten Landes Afrikas, sind Muslime und Christen etwa gleich stark vertreten. Der Norden des Landes ist muslimisch geprägt. In den großen Städten haben sich aber auch bedeutende christliche Minderheiten angesiedelt, was zu Konflikten zwischen Angehörigen beider Religionen führte. Die fundamentalistischen Muslime traten erstmals 2002 verstärkt in Maiduguri in Erscheinung, bevor sie an der Grenze zum Niger ein Lager errichteten. Von dort aus verübten sie eine ganze Serie von Anschlägen auf die Polizei.
Quelle: ntv.de, hvo/AFP/dpa