Moskau nutzt Energie als Waffe Selenskyj: Russland zettelt permanent neue Kriege an
19.09.2023, 22:42 Uhr Artikel anhören
"In jedem Jahrzehnt zettelt Russland einen neuen Krieg an", sagte Selenskyj vor der UN-Vollversammlung.
(Foto: picture alliance/dpa/AP)
Der ukrainische Präsident Selenskyj warnt vor den UN eindringlich vor Russland. Das Land kämpfe zwar gegen die Ukraine, bedrohe aber auch viele andere Staaten - mithilfe von Energie- und Lebensmittelpreisen. Im Falle Kiews setze Russland auf ein weiteres Mittel: die Verschleppung von Kindern.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat Russland vor den Vereinten Nationen vorgeworfen, auch viele andere Staaten mit seiner Aggression zu bedrohen. "Es geht nicht nur um die Ukraine", sagte Selenskyj bei der UN-Generaldebatte in New York. "Wenn Hass als Waffe gegen eine Nation eingesetzt wird, dann hört es nie damit auf", mahnte er.
"In jedem Jahrzehnt zettelt Russland einen neuen Krieg an." Teile von Moldau und Georgien seien besetzt, Russland habe sich Belarus fast einverleibt, bedrohe Kasachstan, die baltischen Staaten - und die internationale Ordnung. "Viele Sitze in der Halle der Generalversammlung könnten leer werden, wenn Russland mit seinem Verrat und seiner Aggression Erfolg hat." Moskau nutze im Krieg gegen die Ukraine nicht nur militärische, sondern auch andere Waffen - "und diese Dinge werden nicht nur gegen unser Land eingesetzt, sondern auch gegen Ihres", sagte Selenskyj an die Adresse der UN-Mitgliedstaaten. "Russland setzt Lebensmittelpreise als Waffe ein", mahnte er. "Die Auswirkungen erstrecken sich von der Atlantikküste Afrikas bis nach Südostasien." Ebenso nutze Moskau Energie als Waffe, um Regierungen anderer Länder zu schwächen.
Im Fall der Ukraine nutze Russland auch die Verschleppung von Kindern. Dies bezeichnete Selenskyj als Völkermord. "Diesen Kindern wird in Russland beigebracht, die Ukraine zu hassen, und alle Verbindungen zu ihren Familien werden zerbrochen", sagte Selenskyj in seiner 15-minütigen Rede. "Das ist eindeutig ein Genozid."
Der Internationale Strafgerichtshof (IStGH) in Den Haag hatte im März Haftbefehl gegen den russischen Präsidenten Wladimir Putin wegen der mutmaßlichen Verschleppung tausender ukrainischer Kinder nach Russland erlassen. Russland, das dem IStGH nicht angehört, wies die Vorwürfe zurück.
"Terroristen haben kein Recht, Atomwaffen zu besitzen", mahnte Selenskyj zudem mit Blick auf Russland und dessen Drohungen mit nuklearem Vernichtungspotenzial. "Aber wahrlich, nicht die Atombomben sind jetzt das Furchterregendste."
Selenskyj lädt zu Friedensgipfel ein
Zugleich kündigte Selenskyj, der bei der UN-Generalversammlung im vergangenen Jahr nur eine Videobotschaft hatte abgeben können, einen "globalen Friedensgipfel" an: "Ich lade Sie alle - Sie alle, die keine Aggression tolerieren - ein, gemeinsam diesen Gipfel vorzubereiten."
Der ukrainische Präsident warnte vor Versuchen, hinter den Kulissen "zwielichtige Geschäfte" zu machen. "Dem Bösen darf nicht vertraut werden", sagte Selenskyj mit Blick auf Russland und dessen Präsidenten Wladimir Putin. "Fragen Sie Prigoschin."
Der Chef der russischen Söldnergruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin, war im August bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen - auf den Tag genau zwei Monate nach einer Rebellion der Wagner-Söldner, durch die Prigoschin bei Putin in Ungnade gefallen war. Die Ukraine und der Westen vermuten hinter dem Flugzeugabsturz daher einen Racheakt des Kremls, was Moskau zurückweist.
Der ukrainische Präsident nahm zum ersten Mal seit dem Beginn des russischen Angriffskrieges gegen sein Land im Februar 2022 persönlich an der UN-Generaldebatte in New York teil. Im vergangenen Jahr hatte er sich per Videoansprache an die Vereinten Nationen gewandt.
Quelle: ntv.de, als/dpa/AFP