Neuer Landesvater in Schwerin Sellering gewählt
06.10.2008, 12:13 UhrDer SPD-Politiker Erwin Sellering ist neuer Ministerpräsident von Mecklenburg-Vorpommern. Der Landtag in Schwerin wählte den 58-jährigen gebürtigen Westfalen zum Nachfolger von Harald Ringstorff (SPD).
Ringstorff war am 3. Oktober aus Altersgründen aus dem Amt ausgeschieden. Der bisherige Sozialminister Sellering erhielt 40 Stimmen. Von 71 Abgeordneten waren 69 anwesend, es gab eine ungültige Stimme und 22 Enthaltungen. Damit votierten nicht alle 45 Mitglieder der SPD/CDU-Koalition für den neuen Regierungschef.
NPD-Fraktionschef Udo Pastörs, der ebenfalls zur Wahl angetreten war, erhielt sechs Stimmen, so viele wie die NPD Abgeordnete hat.
Aus dem Westen in den Osten
Mit Sellering, 1949 in Sprockhövel bei Bochum geboren, übt erstmals ein Politiker aus dem Westen das höchste Regierungsamt in Mecklenburg-Vorpommern aus. Der Jurist zog 1994 mit Ehefrau und zwei Töchtern nach Greifswald, wo er zunächst als Verwaltungsrichter arbeitete. Im gleichen Jahr trat er in die SPD ein. 1996 wurde er Mitglied im Landesvorstand und seit 2007 ist er Vorsitzender des knapp 2800 Mitglieder zählenden Landesverbandes.
Ministerpräsident Ringstorff, den er jetzt ablöste, hatte Sellering 1998 als Abteilungsleiter in die Staatskanzlei geholt, ihn zwei Jahre später zum Justizminister gemacht und 2006 an die Spitze des Sozialressorts berufen. Strikte Loyalität förderte den Aufstieg. Doch ergriff Sellering auch beherzt seine Chance. So im April 2007, als der glücklose Agrarminister Till Backhaus den Parteivorsitz abgab und sich damit aus der Reihe der potenziellen Ringstorff-Nachfolger verabschiedete.
Pragmatischer Teamspieler
Wie Ringstorff gilt auch Sellering als Pragmatiker ohne ideologische Scheuklappen. Doch im Gegensatz zu dem oft als eigenwillig und stur beschriebenen Mecklenburger eilt dem 58-jährigen Westfalen der Ruf eines kommunikativen Teamspielers voraus. "Nur eine gute Mannschaft ist auf Dauer erfolgreich", lautet sein Wahlspruch. Dabei setzt er auch auf Nachwuchspolitiker, was ihm großen Rückhalt bei den Jusos verschafft.
Bundesweit für Schlagzeilen hatte Sellering als Justizminister mit seinem Vorstoß gesorgt, DNA-Analysen in der Verbrechensbekämpfung und -vorbeugung noch stärker zu nutzen. Zuletzt profilierte er sich mit seiner konsequenten Haltung zum Nichtraucherschutz sowie Forderungen zur Ost-West-Angleichung der Renten und umfassenderen Kinderbetreuung.
Quelle: ntv.de