Politik

Kurzes Zwischenspiel Sharif ausgewiesen

Der frühere pakistanische Premierminister Nawaz Sharif ist unmittelbar nach seiner Rückkehr nach Pakistan erneut des Landes verwiesen worden. Der politische Erzfeind von Staats- und Militärchef Pervez Musharraf, der nach sieben Jahren Exil nach Islamabad zurückgekehrt war, wurde umgehend nach Saudi-Arabien abgeschoben. Der 57-Jährige traf am Nachmittag in der Stadt Dschidda ein, wie ein Sprecher des saudischen Königshauses bestätigte. Der Oppositionspolitiker war zuvor am Flughafen von Islamabad unter dem Vorwurf der Korruption festgenommen worden. Vor seiner Abreise in London hatte Sharif erklärt, er wolle sein Land zu Demokratie und Rechtstaatlichkeit zurückführen.

Am Morgen hatten Sicherheitskräfte die Zufahrt zum Flughafen abgeriegelt und mehrere hundert seiner Anhänger mit Tränengas, Gummigeschossen und Stöcken daran gehindert, den Politiker zu empfangen. Zahlreiche Menschen wurden dabei verletzt. Auch in der Garnisonsstadt Rawalpindi gab es Verletzte, als Demonstranten die Polizei mit Steinen bewarfen. Vor Sharifs Rückkehr waren bereits mehr als 4.000 Mitglieder seiner Muslim-Liga vorsorglich festgenommen worden. Führende Oppositionspolitiker wurden Berichten zufolge unter Hausarrest gestellt.

General Musharraf hatte Sharif im Oktober 1999 in einem unblutigen Putsch gestürzt. Im April 2000 wurde er wegen Terrorismus und Flugzeugentführung zu zweimal lebenslanger Haft verurteilt. Dabei ging es um den Versuch seiner Regierung, eine Maschine mit Musharraf an Bord an der Landung zu hindern. Die Strafe wurde später in 14 Jahre Arbeitslager umgewandelt.

Unter Vermittlung Saudi-Arabiens einigten sich beide Rivalen 2000 darauf, dass Sharif für zehn Jahre Pakistan verlassen sollte. Im Gegenzug waren Vorwürfe gegen ihn wie Landesverrat, Steuerhinterziehung und Korruption fallen gelassen worden. Im Dezember 2000 wurde Sharif begnadigt und durfte mit seiner Familie nach Saudi-Arabien ausreisen. Zum Unmut von Musharraf, der in der Bevölkerung zunehmend an Rückhalt verloren hat und dessen politische Zukunft als unsicher gilt, hatte der Oberste Gerichtshof vergangenen Monat jedoch entschieden, dass Sharif zurückkehren dürfe.

Die Regierung Musharraf hatte danach angedeutet, sie könne die alten Vorwürfe wieder aufleben lassen oder Sharif umgehend abschieben. Wie es nach seiner Ankunft in Islamabad offiziell hieß, wurde er wegen Geldwäsche und anderen Vorwürfen festgenommen. Unmittelbar nach der Landung umstellten Soldaten die Maschine. Nur viereinhalb Stunden später war Sharif wieder auf dem Weg nach Dschidda.

"Diese Behandlung ist bedauerlich", sagte der Ex-Premier mit tränenfeuchten Augen vor Fernsehkameras am Flughafen. Nach seinem Abflug erklärten die Behörden, er werde vor Ablauf der vereinbarten Zehn-Jahresfrist 2010 nicht ins Land gelassen.

Musharraf steht seit Monaten unter zunehmendem Druck. Zur Stärkung seiner Position verhandelte er mit der ehemaligen Ministerpräsidentin Benazir Bhutto über ein Bündnis. Auch Bhutto will möglicherweise zu der Mitte Januar 2008 fälligen Parlamentswahl aus dem Exil zurückkehren. Musharraf, der auch durch das Anschwellen der islamistischen Gewalt im Land unter Druck geraten ist, hatte gewarnt, dass Sharifs Rückkehr vor der Wahl das Land destabilisieren könnte. Noch vor der Parlamentswahl will sich Musharraf in diesem Herbst vom alten Parlament für weitere fünf Jahre im Amt bestätigen lassen.

Quelle: ntv.de

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