Politik

Berliner Polizei überprüft Maßnahmen Sicherheitslage bleibt unverändert

Blumen liegen vor dem Haus der nordischen Botschaften in Berlin.

Blumen liegen vor dem Haus der nordischen Botschaften in Berlin.

(Foto: dpa)

Nach den blutigen Attentaten in Norwegen überprüft die Polizei in Berlin die Sicherheitsmaßnahmen. Ausgeweitet werden sollen sie aber nicht. Auch die Sicherheitslage bleibe unverändert, teilt das Innenministerium mit. Es bestehe weiterhin eine "intensivierte Gefährdungslage". Deutsche Politiker zeigen sich derweil tief betroffen von den Anschlägen.

Die Anschläge in Norwegen mit mindestens 92 Toten haben in Deutschland Entsetzen und Bestür zung ausgelöst. Quer durch die Parteien und Konfessionen gab es Solidaritätsbekundungen. Kanzlerin Angela Merkel telefonierte mit dem norwegischen Ministerpräsidenten Jens Stoltenberg. "Es war mir ein Bedürfnis, ihm unsere Trauer mit zuteilen", sagte sie in Berlin.

Merkel sagte, es gebe zwar noch kein abschließendes Bild von der Tat vom Freitag. "Aber es heißt, Hass sei ein Motiv gewesen. Hass auf den anderen, auf den Andersartigen, auf den anders Aussehenden, den vermeintlich Fremden", sagte sie. "Dieser Hass ist unser gemeinsamer Feind." Alle, die an die Freiheit, den Respekt und das friedliche Zusammenleben glaubten, müssten diesem Hass entgegentreten.

Außenminister Guido Westerwelle hatte keine Erkenntnisse darüber, dass deutsche Staatsangehörige unter den Opfern sind. "Ich kann allerdings zur Stunde nicht ausschließen, dass sich die Lage noch ändert", sagte der FDP-Politiker in Berlin. Er sagte deutsche Unterstüt zung "bei der Aufklärung der Tatvorgänge, bei der Zusammenarbeit der Sicherheitsdienste, aber auch bei der Betreuung der Hinterbliebenen" zu.

Stuttgart schickt Psychologen

Baden-Württemberg stellt Norwegen sechs Experten der Krisenbewältigung zur Verfügung. Es handele sich dabei um speziell geschulte Psychologen und Polizeibeamte, sagte ein Sprecher des Innenministeriums in Stuttgart. Sie seien in der Lage, sich um Opfer und Angehörige sowie um traumatisierte Polizisten und Retter zu kümmern. Diese Aufgabe hatten sie bereits beim Amoklauf von Winnenden im März 2009.

Nach Angaben des Bundesinnenministeriums weisen die Taten und der Täter bislang keine Bezüge zu Deutschland auf. Die deutschen Sicherheitsbehörden stünden aber in engem Kontakt zu den norwegischen Partnerbehörden, teilte ein Sprecher mit. Die "abscheulichen Taten" belegten erneut, welche Gefahren von fanatisierten Einzeltätern ausgehen könnten, "und zwar unabhängig von ihrer Motivlage". Eine Neubewertung der Sicherheitslage in Deutschland solle es nicht geben. "Deutschland unterliegt auch weiterhin einer intensivierten Gefährdungslage", erklärte der Sprecher.

"Akt kaltblütigen Mordens"

In Berlin überprüfte die Polizei nach den Anschlägen ihre Sicherheitsmaßnahmen. Sie sieht allerdings keinen Grund, diese aus zuweiten. "Da sich diese bereits seit längerem auf hohem Niveau befinden, ist eine Anpassung zur Zeit nicht erforderlich", sagte Polizeisprecher Frank Millert.

Die Polizei verstärkt die Sicherheit vor dem Botschaftsgebäude.

Die Polizei verstärkt die Sicherheit vor dem Botschaftsgebäude.

(Foto: dapd)

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Nikolaus Schneider, erklärte in Hannover: "Ich bin tief erschüttert von den brutalen Gewalttaten, die sich gestern in Norwegen ereignet haben und die so viele unschuldige Menschen in den Tod gerissen haben." Nichts und niemand könne solche feigen Anschläge rechtfertigen. "Keine politische oder religiöse Lehre können Begründung sein für diesen Akt des kaltblütigen Mordens", sagte Schneider.

Der Präsident des Zentralrates der Juden, Dieter Graumann, erklärte: "Als eine Gruppe, die selbst stets von Hass, Fanatismus und Terrorismus bedroht ist, können wir uns in besonderem Maße mit dem schrecklichen Verlust der norwegischen Gesellschaft identifizieren. Unsere Gedanken sind bei den Opfern, den Verwundeten und ihren Angehörigen." Hass, Fanatismus und Terrorismus müssten mit allen Mitteln des demokratischen Staates nachhaltig bekämpft werden.

FDP-Chef Philipp Rösler erklärte: "Wir sind entsetzt über die schrecklichen Ereignisse in Norwegen." Rösler sprach von einem "barbarischen Akt", mit dem Jugendliche aus ihrem Frieden gerissen worden seien. "Wir hoffen, dass die sympathische Offenheit Norwegens wegen dieser Anschläge keinen dauerhaften Schaden nimmt."

"Feiges und menschenverachtendes Verbrechen"

Der SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel drückte dem norwegischen Ministerpräsidenten seine Anteilnahme aus. "Im Namen der Deutschen Sozialdemokratie - aber auch ganz persönlich - möchte ich meine Bestür zung und tiefe Trauer zum Ausdruck bringen", schrieb er an Stoltenberg, der auch Vorsitzender der Arbeiterpartei ist.

Die Bundesvorsitzenden der Grünen, Claudia Roth und Cem Özdemir, teilten mit: "Wir sind fassungslos und voller Trauer angesichts dieses feigen und menschenverachtenden Verbrechens." Dass der Täter offenbar aus der rechtsextremen Szene komme, zeige einmal mehr, wie gefährlich rassistische und fremdenfeindliche Ideologien seien.

Auch die Vorsitzenden der Linkspartei, Gesine Lötzsch und Klaus Ernst, erklärten: "Wir sind zutiefst schockiert und fassungslos angesichts der Anschläge in Norwegen und verurteilen diese fürchterliche Bluttat."

Vor der norwegischen Botschaft in Berlin wurden Blumen niedergelegt. Im Inneren des Botschaftskomplexes am Tiergarten liegt ein Kondolenzbuch aus. Trauernde kamen zu einem Gedenkgottesdienst zusammen.

Quelle: ntv.de, dpa/AFP

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen