Politik

Plavsic vor UN-Tribunal "Sie hat die Killer töten lassen"

Vor dem UN-Tribunal in Den Haag hat am Montag die abschließende Verhandlung gegen Biljana Plavsic wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit im Bosnienkrieg begonnen. Erstmals wurde die 72-Jährige dabei auch öffentlich mit den Folgen ihrer Politik konfrontiert - Zeugen schilderten im Gerichtssaal Verfolgungen, Vertreibungen und Morde während des Krieges.

"Sie hat die Folterer foltern und die Killer töten lassen", erklärte der Überlebende des nationalsozialistischen Konzentrationslagers Auschwitz und Friedensnobelpreisträger Elie Wiesel, der als Zeuge über eine Videoverbindung aus Paris aussagte. Unter Hinweis auf den Ruf der Biologie-Professorin als Ton angebende Akademikerin fragte Wiesel: "Wie konnte sie schweigen angesichts so vieler Verbrechen, angesichts des vielen Bluts, das vergossen wurde?"

Aussagen von Zeugen sowohl der Anklage als auch der Verteidigung sollen den Richtern bis Mittwoch dabei helfen, das Strafmaß festzulegen. Als weitere Zeugen werden am Dienstag unter anderem die frühere US-Außenministerin Madeleine Albright und der einstige schwedische Ministerpräsident und Jugoslawien-Beauftragte Carl Bildt aussagen.

Auch Plavsic selbst will eine Erklärung abgeben. Bereits im September hat sie sich selbst als bisher prominentestes Mitglied der politischen Führung der bosnischen Serben für schuldig erklärt.

Sie bekannte sich verantwortlich für Verfolgung, Vertreibung und Ermordung von Moslems, Kroaten und oppositionellen Serben. Die Anklage ließ daraufhin den Vorwurf des Völkermords fallen. "Ein Schuldbekenntnis ändert nichts an der Schwere der Verbrechen", betonte Chefanklägerin Carla del Ponte bei Eröffnung des Verfahrens. "Aber die Tatsache des Schuldbekenntnisses muss als wichtiger Schritt zur Versöhnung in Bosnien und Herzegowina angesehen werden", betonte sie. Wann das Urteil verkündet wird, ist noch nicht bekannt.

Biljana Plavsic, die einstige Präsidentin der bosnischen Serben, hatte sich am 10. Januar 2001 freiwillig dem Tribunal in Den Haag gestellt. Ursprünglich plädierte sie auf nicht schuldig, änderte diese Erklärung jedoch im September 2002 in ein Schuldbekenntnis. In den vergangenen Monaten von der Untersuchungshaft verschont, hielt sich Plavsic in Belgrad auf und ist erst am Wochenende nach Den Haag zurückgekehrt.

Quelle: ntv.de

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