Parlamentswahl in Serbien Sieger heißt Tadic
11.05.2008, 22:51 UhrIn Serbien hat die pro-europäische Partei von Präsident Boris Tadic die vorgezogene Parlamentswahl deutlich gewonnen. Nach den Berechnungen unabhängiger Wahlbeobachter erhielt sie am Sonntag 39 Prozent der Stimmen und wurde damit mit deutlichem Abstand stärkste Kraft. Die ultra-nationalistische Radikale Partei von Tomislav Nikolic habe knapp 29 Prozent erreicht, sagte ein Sprecher der Organisation CESID weiter. Das anti-europäische Lager kam allerdings insgesamt auf 48 Prozent.
Die Europäische Union begrüßte das Ergebnis. Die Gemeinschaft sei sehr glücklich darüber, dass Tadics Partei künftig eine stärkere Rolle einnehme, erklärte die slowenische EU-Ratspräsidentschaft. "Das pro-europäische Lager hat gewonnen, und das war das, was wir erreichen wollten", sagte Sloweniens Außenminister Dimitrij Rupel.
Die EU ist den moderaten Kräften zuletzt weit entgegengekommen und hat ein erstes Abkommen für Beitrittsverhandlungen unterzeichnet, obwohl Serbien den wegen mutmaßlicher Kriegsverbrechen gesuchten General Ratko Mladic bislang nicht ausgeliefert hat. Sie will den Balkan dadurch zu stabilisieren, dass die früheren Kriegsgegner unter ein gemeinsames Dach gebracht werden.
Anbindung an Russland
Nikolic und der bisherige Ministerpräsident Vojislav Kostunica hatten aus Protest gegen die europäische Anerkennung des unabhängigen Kosovo dazu aufgerufen, Serbien enger mit Russland und China zu verbünden. Die Koalition Kostunicas mit der Demokratischen Partei war wegen des Streits über die Haltung zum Kosovo auseinandergebrochen.
"Dies ist ein großer Sieg", sagte Verteidigungsminister Dragan Sutanovac, der der Demokratischen Partei angehört. "Es zeigt, dass die Serben ein europäisches Serbien wollen." Der Vorsprung der Demokratischen Partei fiel den Wahlbeobachtern zufolge überraschend deutlich aus. In den Umfragen lagen Nikolics Radikale seit Wochen leicht vorne. Tadic ist erst im Januar im Amt bestätigt worden. Auch damals hatte es lange nach einer Niederlage für das europäische Lager ausgesehen.
Bei einem Anteil von 39 Prozent würde die Demokratische Partei Expertenberechnungen zufolge 103 der 250 Sitze im Parlament erhalten. Damit ist sie auf Koalitionspartner angewiesen. Zum nationalistischen Lager zählt neben Kostunicas Partei auch die populistische Sozialistische Partei des früheren serbischen Diktators Slobodan Milosevic. An der Wahl beteiligten sich 61 Prozent der 6,7 Millionen Wahlberechtigten.
Quelle: ntv.de