Kandidatur sinnlos Sjuganow winkt ab
23.01.2008, 13:38 UhrDer Chef der russischen Kommunistischen Partei, Gennadi Sjuganow, erwägt seinen Rückzug aus dem Präsidentschaftswahlkampf. Eine Kandidatur erscheine ihm und vielen in der Partei sinnlos, da die Wahl ohnehin nicht korrekt ablaufen werde, berichtete die Zeitung "Wedomosti" unter Berufung auf Mitglieder des Zentralkomitees der Partei. Experten zufolge befürchte der 63-Jährige zudem den Verlust des Parteivorsitzes nach einer Niederlage bei der Präsidentenwahl am 2. März.
Nach allen Umfragen steht der in der Regierung für Wohnungsbau, Gesundheit, Bildung und Landwirtschaft zuständige Vizepremier Medwedew am 2. März vor einem überwältigenden Wahlsieg. Nach einer Umfrage des Instituts "Visiom" liegt der Wunschkandidat von Präsident Putin, Dmitri Medwedew mit 60 Prozent der Stimmen weit vorn im Wahlkampfrennen, abgeschlagen folgen der Ultranationalist Wladimir Schirinowski (7,5 Prozent) und Sjuganow mit 6,1 Prozent an dritter Stelle.
Die Sozial- und Rentenpolitik wird unterdessen immer mehr zum Thema im Präsidentenwahlkampf. Zwar denkt von den Regierenden niemand an eine Rückkehr zur Rundum-Versorgung aus Sowjetzeiten, doch Putin und Medwedew werden nicht müde zu versichern, dass die Russen ein besseres Leben verdient hätten. So versprach der 42-Jährige unlängst, er werde sich noch in diesem Jahr des von ihm als erfolglos beschriebenen Rentensystems annehmen. Die meisten Rentner in Russland müssen mit weniger als einem Viertel des durchschnittlichen Arbeitslohns von etwa 615 Euro im Monat auskommen. Viele Alte müssen deshalb arbeiten oder auf milde Gaben ihrer Angehörigen hoffen.
"Die Differenz zwischen Löhnen und Renten steigt, und das muss dringend geändert werden", forderte der Wirtschaftsexperte und Regierungsberater Jewsei Gurwitsch. Die Inflation, die Ende 2007 bei fast zwölf Prozent lag, tut ein Übriges. Ohne ein Gegensteuern droht den Rentnern der soziale Abstieg.
Quelle: ntv.de