Organe gehen außer der Reihe weg Skandal berührt Deutsche kaum
15.08.2012, 00:42 Uhr
Im Dialysezentrum Kiel warten die Menschen auf ein Spenderorgan.
(Foto: dapd)
Der Organspendeskandal wirkt sich offenbar nicht nachhaltig auf die Spendenbereitschaft der Deutschen aus. Das ermittelt Forsa. Auch sei das Vertrauen in die Ärzteschaft nicht nachhaltig beschädigt. Dennoch sähen die Deutschen die Organvergabe gerne unter staatlicher Aufsicht. Derweil wird aus Hamburg ein neuer Richtlinienverstoß gemeldet.
Nach dem Transplantationsskandal in Göttingen und Regensburg wächst die Kritik an den Regeln der Organvergabe. Wie das Forsa-Institut ermittelte, glauben fast zwei Drittel der befragten Bundesbürger (64 Prozent), dass in Deutschland reiche Patienten bei der Vergabe von Organen bevorzugt werden. Ein Drittel (34 Prozent) meint, dass dies hierzulande normalerweise nicht der Fall ist. Dennoch gibt die große Mehrheit (76 Prozent) der Befragten an, dass der Organspendeskandal keinen negativen Einfluss auf ihre Spendenbereitschaft hat. 21 Prozent sehen das anders.
Unterdessen soll es auch in Hamburg einen Richtlinienverstoß bei einer Organspende gegeben haben. Nach Angaben der "tageszeitung", wurden von der Uniklinik Hamburg-Eppendorf Anfang 2009 Daten über eine zuvor dort geteilte Leber fehlerhaft an die Stiftung Eurotransplant übermittelt. Deswegen sei das Teilorgan nicht an einen Patienten auf der Warteliste vergeben, sondern regelwidrig in Hamburg einem dortigen Patienten transplantiert worden.
In dem vorliegenden Fall wies die Ärztekammer Hamburg darauf hin, es habe keine betrügerische Absicht vorgelegen. Nach Angaben der Uniklinik habe es sich vielmehr um ein Kommunikationsproblem zwischen der Klinik und Eurotransplant gehandelt. Die Klinik-Mitarbeiter seien daraufhin geschult worden, um solche Missverständnisse künftig zu vermeiden.
Nachrichten über Unregelmäßigkeiten bei der Organvergabe haben zwar zu einem Vertrauensverlust in die Ärzteschaft geführt. Laut Forsa ist das Vertrauen in die Ärzte aber nicht nachhaltig beschädigt. Das würden 60 Prozent der Befragten angeben.
Vertrauen in staatliche Aufsicht
Angesichts der bekanntgewordenen Manipulation fordern manche eine staatliche Aufsicht bei der Vergabe von Spenderorganen. Eine Mehrheit von 55 Prozent der befragten Bundesbürger befürwortet diese Forderung. 40 Prozent sind hingegen der Meinung, dass allein Ärzte über die Vergabe von Spenderorganen entscheiden sollten. Das Damit sollten etwa Manipulationen von Labordaten vor Transplantationen verhindert werden.
In Deutschland kann man Organ- und Gewebespender werden, wenn man sich bereit erklärt, nach dem Tod seine Organe, zum Beispiel für Nieren-, Leber- oder Herzverpflanzungen oder seine Gewebe zur Verfügung zu stellen. 24 Prozent der von Forsa befragten Bundesbürger haben selbst einen Organspendeausweis und weitere 29 Prozent möchten sich einen solchen Ausweis besorgen. 41 Prozent hingegen wollen keinen Organspendeausweis. Hier zeigen sich deutliche altersspezifische Unterschiede. Der Anteil der Besitzer eines solchen Ausweises ist bei den Jüngeren deutlich höher als bei den älteren Befragten.
Manche fordern sogar, dass Menschen, die selbst zur Organspende bereit sind, im Krankheitsfall bevorzugt ein neues Organ erhalten sollten. Nur in etwa ein Viertel (24 Prozent) der befragten Bundesbürger fänden persönlich eine solche Regelung gut. Knapp drei Viertel (71 Prozent) sind hingegen der Meinung, dass die eigene Organspendebereitschaft eines Patienten bei der Verteilung der Organe keine Rolle spielen sollte.
Quelle: ntv.de, ppo/dpa