Rassistisch und antisemitisch Skinhead-Band angeklagt
30.09.2002, 11:20 UhrGeneralbundesanwalt Kay Nehm hat Anklage gegen drei Mitglieder und einen Unterstützer der Berliner Skinhead-Band "Landser" erhoben. Es besteht der Verdacht der Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung und anderer Straftaten, wie die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe mitteilte.
Der Fall habe außerdem eine besondere Bedeutung, weil die Musik der Band in Strafverfahren gegen rechtsextremistische Gewalttäter als Motivationsfaktor für Täter und deren Umfeld eine erhebliche Rolle gespielt habe.
Den Angeschuldigten wird laut Generalbundesanwalt zur Last gelegt, mit der Verbreitung von Tonträgern in volksverhetzender Weise zu Hass und Gewalt gegen Teile der Bevölkerung aufgestachelt, die Menschenwürde anderer dadurch angegriffen, zu rechtswidrigen Taten aufgefordert und die Bundesrepublik Deutschland und ihrer verfassungsmäßige Ordnung beschimpft und verächtlich gemacht zu haben.
Als Rädelsführer steht der 37 Jahre alte Sänger, Texter und Bandleader Michael R. unter Verdacht. Neben ihm sind die anderen beiden Bandmitglieder Andre M. und Christian W. angeklagt. Gesondert verfolgt wird Gründungsmitglied Horst S..
Die 1992 gegründete Band habe das Ziel gehabt, rechtsradikales Gedankengut in der Jugendszene zu verbreiten. Finanzielle Interessen hätten dabei im Hintergrund gestanden, erklärte die Bundesanwaltschaft. Die Liedtexte der Band seien "geprägt von rassistischen, nationalistischen und antisemitischen Hasstiraden".
Außerdem angeklagt ist der 35 Jahre alte Jean Rene B.. Er soll als Mittelsmann der Band das Agieren im Untergrund ermöglicht haben. Neben der Unterstützung der kriminellen Vereinigung werden ihm Körperverletzung und Nötigung vorgeworfen. Nach Erkenntnissen der Bundesanwaltschaft hat die Band über ein konspiratives Verteilernetz CDs mit rassistischen Texten verbreitet. Überschattet wird das Verfahren von einer V-Mann-Affäre, da sich der mutmaßliche Vertriebsleiter im Zuge der Ermittlungen als Spitzel des Kölner Bundesamtes für Verfassungsschutz entpuppt hatte.
Quelle: ntv.de