365-Euro-Ticket und Tankrabatt Söder fordert mehr Entlastungen für alle
17.07.2022, 14:31 Uhr
Fordert eine Verlängerung des Tankrabatts: Markus Söder.
(Foto: picture alliance/dpa)
Steigende Spritpreise, Lebensmittelkosten und Nebenkostenrechnungen: Die Inflation beunruhigt derzeit viele Bundesbürger. Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder schlägt ein weiteres Entlastungspaket dagegen vor - und bekommt Unterstützung von der Linkspartei.
CSU-Chef Markus Söder fordert angesichts von Inflation und Energiekrise eine Verlängerung des Tankrabatts, ein Gebührenmoratorium des Staates und eine weitere Entlastung beim öffentlichen Personennahverkehr. "Mein Vorschlag wäre ein 365-Euro-Jahresticket für den gesamten öffentlichen Personennahverkehr in ganz Deutschland", sagte Söder der "Bild"-Zeitung. "Der Tankrabatt muss über den kompletten Winter verlängert werden. Wenn dann noch ein Winter-Wohngeld für alle Haushalte, also auch für die Rentnerinnen und Rentner, hinzukäme, würde das den meisten Menschen spürbar helfen."
Zudem sollten die Bürger bei staatlichen Gebühren entlastet werden, sagte der bayerische Ministerpräsident: "Ich halte es für richtig, für die Zeit der Krise bundesweit auf alle Gebührenerhöhungen zu verzichten oder sie sogar zu senken." Dringend nötig seien zudem massive Steuersenkungen. Söder forderte flachere Tarife bei der Einkommensteuer sowie die massive Senkung der Mehrwertsteuer auf Strom, Benzin, Heizen und alle Nahrungsmittel. "Also nicht nur auf Gemüse, wie es die Grünen wollen, sondern auch auf Fleisch, Fisch und Milch", forderte Söder. "Wir sind schließlich keine Brokkoli-Republik. Die Deutschen sollen auch Fleisch essen dürfen."
Die Linkspartei begrüßte zumindest einen Teil der Vorschläge. "Gut, dass auch in Bayern die Erkenntnis gewachsen ist, dass es ein drittes wirksames Entlastungspaket geben muss, das die Mehrkosten der Bürger wirklich ausgleicht", sagte Fraktionschef Dietmar Bartsch der Funke Mediengruppe. "Die Verlängerung des 9-Euro-Tickets bis zum Jahresende und eine Anschlussregelung für das nächste Jahr sind notwendig." Außerdem sollte es einen Gaspreisdeckel geben. Die Ampelregierung müsse nach der Sommerpause ein solches Entlastungspaket vorlegen.
Grüne fordern Nachfolgemodell des 9-Euro-Tickets
Grünen-Fraktionschefin Britta Haßelmann kritisierte die Äußerungen von Söder als populistisch und forderte mehr Ernsthaftigkeit in der Entlastungsdebatte. "Wir stehen in der Verantwortung, besonders die Menschen zu unterstützen, die schon jetzt ganz akut kaum oder keine finanziellen Spielräume mehr haben", sagte sie den Zeitungen der Funke Mediengruppe. "Gerade Menschen, die auf Grundsicherung angewiesen sind, über nur kleine Renten oder geringe Einkommen verfügen, brauchen Unterstützung am drängendsten."
Haßelmann hatte zu einer Verständigung über ein Nachfolgemodell des 9-Euro-Tickets aufgerufen. "Die hohe Inanspruchnahme des 9-Euro-Tickets zeigt, was für ein Erfolgsmodell das ist", sagte sie. "Bezahlbare und einfache Angebote im ÖPNV, bei denen Menschen nicht nachdenken müssen, ob sie die Tarifzone oder das Bundesland wechseln, werden genutzt. Hier sind jetzt Bund und Länder gemeinsam gefragt, Ideen zu entwickeln, wie ein dauerhaftes attraktives Angebot aussehen kann."
Söder hielt der Bundesregierung vor, keinen durchdachten Plan für den Ersatz von russischem Gas zu haben. "Andere Länder melden den Abschluss von Gasverträgen mit Katar - bei uns Fehlanzeige, warum nur? Wie und wann kommt das Gas?" Stattdessen komme aus Berlin ein Überbietungswettbewerb an Vorschlägen, wo sich die Menschen einschränken sollten. "Besonders absurd ist die Idee, Ältere und Bedürftige im Winter in Wärmehallen unterzubringen. Dabei sind warme Wohnungen die zentrale Aufgabe der Bundesregierung."
Politiker der Ampel-Regierung haben bereits weitere Entlastungen für die Bürger in Aussicht gestellt. So sagte SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich, er rechnet angesichts der hohen Energiepreise mit weiteren Entlastungen für Verbraucher.
Quelle: ntv.de, cls/dpa