Politik

Castor-Transport steht nahe Grenze still Spannung im Wendland steigt

Zwischenstopp im französischen Remilly.

Zwischenstopp im französischen Remilly.

(Foto: dpa)

Der vorerst letzte Castor-Transport aus Frankreich ins Zwischenlager Gorleben lässt wegen einer Pause vor der deutschen Grenze auf sich warten. Er legt einen längeren Zwischenstopp im französischen Remilly ein. Wie lange er dort stehen soll, ist unklar. Am Wochenende wird der Transport im Wendland erwartet.

Atomkraftgegner in Deutschland müssen sich noch gedulden: Der Castor-Transport mit hoch radioaktivem Atommüll wird wohl erst am Freitagvormittag die deutsch-französische Grenze überqueren. Begleitet von massiven Sicherheitsvorkehrungen hatten die Castoren bis Donnerstag die Strecke durch Frankreich zurückgelegt. Am Abend näherte sich der Zug bis auf wenige Kilometer der deutschen Grenze. Auch in Polizeikreisen wird erwartet, dass der Zug mit den elf Spezialbehältern erst am Freitag durch Deutschland ins Zwischenlager Gorleben fahren wird. Eine offizielle Bestätigung gibt es aus Sicherheitsgründen nicht.

Der Atomzug erreichte am Donnerstagvormittag die französische Gemeinde Rémilly rund 65 Autokilometer südwestlich von Saarbrücken. Ein französischer Greenpeace-Sprecher erklärte, das ungewöhnlich große Polizeiaufgebot in Rémilly könne auf einen längeren Halt hindeuten. Offenbar sollten dort auch das Zugpersonal und die Lokomotive ausgetauscht werden.

Vor Ort protestierten Atomkraftgegner in Rheinland-Pfalz und Hessen friedlich an möglichen Streckenabschnitten gegen den Atomzug. Im pfälzischen Berg versammelten sich nach Angaben der Polizei rund 250 Demonstranten. Sie war laut Augenzeugen mit etwa genauso vielen Beamten präsent.

Protestkationen bestens vorbereitet

Polizisten der Reiterstaffel aus Hannover kontrollieren in Leitstade die Zugstrecke.

Polizisten der Reiterstaffel aus Hannover kontrollieren in Leitstade die Zugstrecke.

(Foto: dapd)

Atomkraft-Gegner in Hessen von der Initiative "Atomkraftende Darmstadt" planen eine Mahnwache am Bahnhof im Stadtteil Kranichstein. "Wir wollen ein Anlaufpunkt für Bürger sein, die ihre Proteste anbringen wollen", sagte ein Mitglied. Im November vergangenen Jahres hatte der Castor-Transport in Darmstadt-Kranichstein gehalten, Demonstranten besetzten die Gleise. In Kassel plant die Initiative "Anti-Atom-Spaziergang Kassel" Mahnwachen am ICE-Bahnhof Wilhelmshöhe.

Polizei vermutet Übergang bei Neunkirchen

Auch im Saarland richteten sich die Sicherheitskräfte auf die Ankunft des Zuges am Freitagmittag ein. Wenn der Zug die Strecke Richtung Saarbrücken nimmt, würde er über Neunkirchen Richtung Rheinland-Pfalz weiterfahren. In der saarländischen Stadt würden dann voraussichtlich deutsche Polizisten die Transport-Bewachung von den französischen Kollegen übernehmen. Andere mögliche Routen führen von Frankreich aus über das pfälzische Berg oder Kehl in Baden-Württemberg.

Warnung vor Radioaktivität an einem Waggon des Castor-Zuges.

Warnung vor Radioaktivität an einem Waggon des Castor-Zuges.

(Foto: dapd)

Bereits am Mittwoch hatte es in Frankreich erhebliche Proteste gegen den Castortransport gegeben. Sicherheitskräfte setzten Schlagstöcke und Tränengas gegen Atomkraftgegner ein, die in Sperrzonen vordringen wollten. 16 Demonstranten wurden festgenommen. Mindestens drei Menschen – darunter ein Gendarm – wurden leicht verletzt. Die nächtliche Fahrt verlief ohne große Störungen.

Zur Rücknahme verpflichtet

Der Transport bringt deutschen Atommüll aus der französischen Wiederaufarbeitungsanlage La Hague nach Gorleben in Niedersachsen. Greenpeace und andere Organisationen halten den Salzstock an der früheren DDR-Grenze im niedersächsischen Wendland für zu unsicher, um hier den Müll für immer in rund 800 Metern Tiefe zu lagern. Daher gibt es seit Jahren Proteste gegen Castor-Transporte in das nahe des Salzstocks gelegene oberirdische Zwischenlager, wo der Müll bis zur Endlagerung abkühlen soll.

Der laufende Transport ist der letzte mit hoch radioaktiven Abfällen aus der Wiederaufarbeitung deutscher Brennelemente in Frankreich Richtung Gorleben. Bundesregierung und Energieversorger hatten sich bereits vor Jahren darauf verständigt, vom 1. Juli 2005 an keine abgebrannten Brennelemente wieder aufarbeiten zu lassen. Die Bundesrepublik ist jedoch verpflichtet, den bereits früher ins Ausland transportierten Atommüll zurückzunehmen.

Quelle: ntv.de, dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen