Gorleben ist nicht mehr allein Endlagersuche beginnt von vorn
11.11.2011, 12:00 Uhr
Anti-Atom-Aktivisten bei einer Demonstration in Karlsruhe.
(Foto: dpa)
35 Jahre und 1,6 Milliarden Euro wurden bislang in die Erkundung des Salzstockes Gorleben investiert. Die Zweifel an der Eignung als Endlager für Atommüll konnten nie ausgeräumt werden. Nun beschließen Bund und Länder einen Neustart für die Suche. Laut Umweltminister Röttgen soll es dabei "keine Tabus" geben.
Bund und Länder wollen bei der Suche nach einem Endlager für hochradioaktiven Atommüll Alternativen zum Salzstock Gorleben prüfen. Das machte Umweltminister Norbert Röttgen (CDU) nach einem Treffen mit Vertretern der 16 Bundesländer deutlich. Dazu soll rasch ein Endlager-Suchgesetz erarbeitet werden. Wie die Prüfung von Alternativen konkret aussehen soll, muss noch in weiteren Beratungen erörtert werden.
Röttgen sagte: "Es gibt eine weiße Landkarte - kein Tabu." Es gehe darum, den sichersten Standort für ein Endlager zu finden, fügte Röttgen hinzu. Weitere Schritte sollen von einer Arbeitsgruppe aus acht Ländern und dem Bund geklärt werden, die noch im November starten soll. Die Ergebnisse des angestrebten nationalen Endlager-Konsenses sollen bis Sommer 2012 in ein Endlager-Suchgesetz einfließen.
Seit rund 35 Jahren wird nur der Salzstock im niedersächsischen Gorleben geprüft. In die Erkundung wurden bisher rund 1,6 Milliarden Euro investiert. An der Eignung des einzigen bisher erkundeten Standorts, einem Salzstock im niedersächsischen Gorleben, bestehen allerdings erhebliche Zweifel. Deswegen drangen SPD, Grüne, Linke und Umweltverbände vor dem Gipfel auf Alternativen.
FDP will "rückholbaren" Müll
Die Appelle vor dem Spitzentreffen scheinen also gefruchtet zu haben: Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) hatte die Teilnehmer aufgefordert, den Weg für einen Konsens zur neuen Endlagersuche freizumachen. Die "verfahrene Situation" müsse endlich aufgebrochen werden, sagte Kretschmann der "Frankfurter Rundschau".
Niedersachsens Umweltminister Hans-Heinrich Sander (FDP) forderte, es müsse auch die Möglichkeit eröffnet werden, Atommüll "rückholbar" zu lagern. "Das ist die bessere Lösung, entweder unterirdisch, solange die Behälter gut zugänglich bleiben, oder oberirdisch. Da kämen Bunker oder abgeschaltete Atomkraftwerke infrage", sagte Sander der "Berliner Zeitung". In diesem Fall sei es richtig, bei der Einlagerung nach dem Verursacherprinzip vorzugehen. "Dann wären auch Bayern, Baden-Württemberg und Hessen als Standorte gefragt."
Die rückholbare Lagerung sei "für 100 oder 150 Jahre" sicher, meinte Sander. Er erwartet, dass es in einigen Jahrzehnten neue technische Möglichkeiten gibt, mit dem Atommüll umzugehen. "Dann betrachtet man ihn vielleicht als Wertstoff und ist froh, ihn nicht vergraben zu haben."
Quelle: ntv.de, dpa