Politik

"Schreckliches" Atom-U-Boot Stapellauf mit Sarkozy

Frankreich rüstet seine Atomstreitmacht mit einem U-Boot aus, das vom Ärmelkanal aus Ziele wie Peking oder Islamabad mit Atomraketen vernichten könnte. Das U-Boot "Le Terrible" ("Der Schreckliche") wurde in Cherbourg dem Präsidenten Nicolas Sarkozy vorgestellt. Es soll 2010 als erstes strategisches U-Boot Frankreichs mit 16 Interkontinentalraketen des Typs M51 ausgerüstet werden, die jeweils bis zu sechs Atomsprengköpfe über 8000 Kilometer in verschiedene Ziele tragen können.

Die M51 gebe Paris die nötige Fähigkeit zu einer "atomaren Warnung", sagte er. "Die atomare Abschreckung ist keine Sache des Prestiges, sondern die Lebensversicherung der Nation." Frankreichs ältere Atomraketen M45 haben 6000 Kilometer Reichweite.

Gegen Atomversuche


Gleichzeitig rief Sarkozy die USA und China auf, den unterzeichneten Vertrag zum Verbot von Atomversuchen zu ratifizieren. Nach französischem Vorbild sollten zudem alle Atomtestzentren abgebaut werden. Frankreich habe als einziger Staat den Vertrag über das Verbot von Atomversuchen voll umgesetzt, sagte Sarkozy. Die Testanlagen im Pazifik seien abgebaut worden. "Frankreich hat niemals am Wettrüsten teilgenommen", sondern beschränke sich auf "das strikt Notwendige". Sarkozy versprach, die Zahl der französischen Atombomber um ein Drittel (von 60 auf 40) zu verringern und die Zahl der Atomsprengköpfe "erheblich" auf weniger als 300 zu reduzieren.

Sarkozy schlug zudem weltweite Verhandlungen zum Verbot ballistischer Kurz- und Mittelstreckenraketen vor. "Selbst aus fernen Ländern können Raketen Europa in weniger als einer halben Stunde erreichen", sagte Sarkozy. "Der Iran erweitert die Reichweite seiner Raketen, während ein schwerer Verdacht auf seinem Atomprogramm lastet. Die Sicherheit Europas steht auf dem Spiel."

Schl üsselelement europäischer Sicherheit

Die "französische Atomstreitmacht ist alleine durch ihre Existenz ein Schlüsselelement der Sicherheit" Europas, sagte Sarkozy. Er schlage den Partnern "einen offenen Dialog über die Rolle" der französischen Abschreckung bei der europäischen Sicherheit vor.

Wie die USA schlug Sarkozy vor, die Herstellung von spaltbarem Material für Atomwaffen weltweit vertraglich zu verbieten. Ein Moratorium solle sofort in Kraft treten. Frankreich hat bereits für mehrere Jahrzehnte Material auf Lager und ist deswegen auf keine Produktion angewiesen.

Neue Mächte und Bedrohungen

Die Sicherheit werde durch die Verbreitung atomarer, biologischer und chemischer Waffen bedroht, aber auch durch die Verbreitung ballistischer Raketen und von Marschflugkörpern. Die Welt sei "instabiler und weniger vorhersehbar" als früher, sagte Sarkozy. "Der Massenterrorismus hat uns gezeigt: Heute sind wir mit neuen Mächten und neuen Bedrohungen konfrontiert." Frankreich müsse vor "strategischen Überraschungen" gefeit sein.

Frankreich werde seine Kernwaffen nur zur Selbstverteidigung gemäß der UN-Charta einsetzen. Dann würden militärische, politische und wirtschaftliche Zentren des Gegners anvisiert. "Alle, die unsere grundlegenden Interessen bedrohen, setzen sich einer harten Antwort aus", sagte Sarkozy. Damit ging er nicht so weit wie sein Vorgänger Jacques Chirac, der 2006 auch denjenigen Staaten mit einem Atomschlag gedroht hatte, die Terroranschläge gegen Frankreich unterstützten.

Rund 85 Prozent der französischen Atomsprengköpfe sind für den Abschuss von U-Booten vorgesehen. Dazu kommen 60 Atombomber. Die 138 Meter lange, superleise "Terrible" mit ihren 111 Mann Besatzung ist das vierte und letzte strategische U-Boot der neuen Generation. Es kostet 2,4 Milliarden Euro, so viel wie 300 moderne Kampfpanzer. Ein Atomreaktor, der eine Stadt mit 100.000 Einwohnern versorgen könnte, liefert die Energie für den Antrieb. Die "Terrible" läuft getaucht 25 Knoten (etwa 46 Kilometer) pro Stunde und verdrängt 14.000 Tonnen. Jede der zwölf Meter langen, von EADS gebauten M51 wiegt 56 Tonnen.

Frankreich bereitet eine Umorientierung seiner Militärausgaben vor, die bei 1,8 Prozent des Bruttoinlandsproduktes liegen. Eine Kommission schlägt vor, bis 2014 die Zahl der Soldaten um 35.000 zu verringern und 53 Standorte in Frankreich zu schließen. Die Zahl der Atombomber könnte um ein Drittel auf 40 verringert werden, um die Ausrüstung der Truppe mit neuen Waffen, darunter Kampfflugzeuge "Rafale" und ein zweiter Flugzeugträger, finanzieren zu können.

Quelle: ntv.de

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