Erhält die SPD das lukrative Finanzministerium? Steinbrück bringt Gabriel ins Spiel
01.12.2013, 13:42 Uhr
Steinbrück war zwischen 2005 und 2009 Finanzminister der Großen Koalition.
(Foto: picture alliance / dpa)
Wer wird Minister? Was den Kabinettszuschnitt betrifft, üben sich die Koalitionäre in spe in Geheimniskrämerei. Nun überrascht ein Vorschlag von Ex-Kanzlerkandidat Steinbrück. Er bringt jemanden ins Gespräch, mit dem ihn bisher nicht gerade eine innige Freundschaft verbindet.
Er muss es wissen. Peer Steinbrück hat's ja schließlich schon mal gemacht. Zwischen 2005 und 2009 war er Finanzminister der letzten Großen Koalition. Um die Wichtigkeit des Ressorts weiß der Norddeutsche also bestens Bescheid. Steinbrück rät seiner Partei daher, in der Koalition mit der Union den Finanzminister zu stellen. Und nicht nur das. Der frühere Kanzlerkandidat hat sogar schon jemanden im Blick, den er für besonders geeignet hält: seinen Parteichef.

Waren im Wahlkampf nicht immer einer Meinung: Gabriel und Steinbrück.
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"Sigmar Gabriel hat in den vergangenen Wochen perfekt agiert und ausgezeichnet verhandelt. Meiner Meinung nach sollte ein Parteichef in einem Kabinett spürbar Einfluss nehmen und deshalb ein wichtiges Ministerium als Vizekanzler übernehmen", sagte Steinbrück der "Bild". Das Finanzministerium sei in jeder Regierung von zentraler strategischer Bedeutung. "Aber klar ist auch: Sie brauchen dafür politische Schwergewichte, die das Amt ausfüllen können und vor allem bereit sind, es zu übernehmen."
Steinbrück macht also noch einmal Druck im Posten-Poker mit der Union. Der Zeitpunkt seines Vorstoßes ist bemerkenswert. Union und Sozialdemokraten haben die Verhandlungen über eine Große Koalition gerade abgeschlossen. Die Entscheidung und Bekanntgabe der Ressorts soll Mitte Dezember erfolgen, wenn die SPD-Mitglieder über den Koalitionsvertrag abgeschlossen haben.
"Noch weiblicher werden"
Angeblich ist die Verteilung über die neuen Minister aber längst entschieden. So soll sich Gabriel mit Angela Merkel und Horst Seehofer nicht nur auf den Zuschnitt, sondern auch auf die Namen der Minister schon geeinigt haben. So gilt es als wahrscheinlich, dass der bisherige Finanzminister Wolfgang Schäuble sein Amt auch in den kommenden vier Jahren ausführen wird. Im Gegenzug sollen die Sozialdemokraten das Außenamt erhalten. Aus CSU-Kreisen war zuletzt schon durchgedrungen, dass Peter Ramsauer und Hans-Peter Friedrich ihre Ämter, das Innen- beziehungsweise das Verkehrsministerium, behalten werden.
Für Steinbrück ist der Kabinettszuschnitt offenbar noch nicht so klar. Dass er jetzt Gabriel ins Gespräch bringt, überrascht aber auch im Rückblick auf die vergangenen Monate. Im Wahlkampf hatte es zwischen beiden mehrfach Meinungsverschiedenheiten gegeben. Immer wieder ärgerte sich der Kanzlerkandidat über die Alleingänge des SPD-Chefs. Der Höhepunkt des Konflikts war erreicht, als Steinbrück in einem Interview mit "Spiegel" im Juni offen Gabriels Loyalität infrage stellte.
Steinbrücks Parteikollege Frank-Walter Steinmeier schätzt die Chancen auf das Finanzministerium derweil gering ein. Angesichts eines Wahlergebnisses von 42 Prozent könnten CDU/CSU einige der wichtigen Ministerien behalten. "Welche das sein werden, wissen wir im Augenblick noch nicht genau. Aber dass natürlich die Union auch über den Behalt des Finanzressorts kämpft, ist doch völlig klar." Steinmeier gilt als Favorit für das Amt des Außenministers.
In einer Frage hat Gabriel inzwischen selbst für Gewissheit gesorgt. So versprach er, dass die Hälfte der künftigen SPD-Kabinettsmitglieder Frauen sein würden. Seine Partei müsse "noch weiblicher werden". In das Rätselraten um die neuen Minister bringt das zumindest ein wenig Klarheit.
Quelle: ntv.de, mit dpa