Wurzeln, Kirchen und Moscheen Stoibers Abschied aus Berlin
21.09.2007, 11:37 UhrMit dem Appell an die Schwesterpartei CDU, sich auf "ihre konservativen Wurzeln zu besinnen", hat sich Edmund Stoiber in Berlin als Ministerpräsident verabschiedet. Der CSU-Vorsitzende, der in den kommenden Tagen seine politischen Spitzenämter abgibt, nahm zum letzten Mal an einer Sitzung des Bundesrats teil, dem er fast 25 Jahre als Minister oder Bayerischer Regierungschef angehörte.
In der "Bild" nannte Stoiber die Sorge einiger Vertreter von CDU und CSU um das konservative Profil der Union "nicht unbegründet". Stoiber wörtlich: "Die CDU ist in der Tat gut beraten, sich auch auf ihre konservativen Wurzeln zu besinnen." Es gebe eine "in Jahrhunderten gewachsene Leitkultur in Deutschland ... Bei aller Toleranz: Kathedralen müssen größer sein als Moscheen!".
Noch ein Leitbild
Stoiber griff in Berlin auch Familienministerin Ursula von der Leyen (CDU) an, die sich besonders für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie einsetzt. Sie solle auch mal "das eine oder andere lobende Wort" für die Erziehungsleistung der Frauen zu Hause äußern. "Das ist auch ein Leitbild", sagte Stoiber bei einer Diskussionsveranstaltung von "Deutschlandradio Kultur".
Aus reiner Gewohnheit
Bundesratspräsident Harald Ringstorff (SPD) verabschiedete Stoiber im Bundestag als "überzeugten Föderalisten und Europäer". Der SPD-Vorsitzende und rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck sagte über den CSU-Chef: "Wir haben manchen Strauß gefochten." Persönlich hätten sich beide "immer gut verstanden". Stoibers Abschied sei eine tiefgreifende Veränderung: "Man hat sich aneinander gewöhnt."
Stoiber übernimmt nach seinem Ausscheiden in München in Brüssel eine hohe Position zur Bürokratiebekämpfung in der EU.
Quelle: ntv.de