"Mixa hat keine Ahnung" Streit unter Bischöfen
10.04.2007, 07:33 UhrDie hannoversche Landesbischöfin Margot Käßmann hat die erneuten Attacken ihres katholischen Augsburger Amtskollegen Walter Mixa gegen den Ausbau der Kleinkinderbetreuung als ignorant und beleidigend zurückgewiesen. "Bei dieser Debatte geht es doch ganz offensichtlich gar nicht mehr um das Wohl der Kinder, sondern um das Festhalten alter Rollenbilder."
Der Katholische Familienbund hielt dagegen der Bundesregierung eine "einseitige" Familienpolitik vor, die darauf abziele, "Mütter möglichst schnell wieder in die Erwerbstätigkeit zu drängen".
Käßmann hatte davor gewarnt, die Debatte um die Betreuung von Kleinkindern mit Vergleichen aus der DDR-Zeit zu belasten. Wer das tue, "hat zum einen keine Vorstellung von der Realität von Müttern in Deutschland heute und beleidigt zum anderen die Erzieherinnen in unseren Einrichtungen, die Hervorragendes leisten". Mixa hatte die außerfamiliäre Betreuung von Kindern unter zwei Jahren als "Wiederkehr der DDR-Verhältnisse" bezeichnet. Käßmann zeigte sich "schlicht sprachlos, wer nun alles zum Erziehungsexperten wird".
"Echte Wahlfreiheit" gefordert
Der Bundesgeschäftsführer des Familienbundes der Katholiken, Markus Warnke, beklagte im Deutschlandfunk, das sicherlich falsche gesellschaftliche Bild von berufstätigen "Rabenmüttern" werde inzwischen abgelöst durch eine neue Situation, bei der Mütter "schief angeguckt werden, wenn sie zu Hause bleiben". Er kenne viele Mütter, die sich dafür rechtfertigen müssten. Der Familienbund trete für eine echte Wahlfreiheit ein. Und dazu gehöre auch die Wahlfreiheit, beim Kind zu bleiben.
Darauf Bezug nehmend mahnte der familienpolitische Sprecher der Unionsfraktion, Johannes Singhammer (CSU), Wahlfreiheit bedeute in diesem Zusammenhang auch, dass die Entscheidung über die Art der Kinderbetreuung "unter finanziell gleichen Gesichtspunkten getroffen werden kann".
Wenn der qualitative und quantitative Ausbau der Kinderbetreuung für Unter-Drei-Jährige vorangebracht werde, müsse "parallel dazu eine symmetrische Lösung" für Eltern entwickelt werden, die ihre Kinder selbst betreuen wollten.
Familienförderung drastisch übertrieben
Zudem kritisierte Singhammer (CSU) den bisher in der Diskussion um die Finanzierung von mehr Kinderbetreuung genannten Förderbetrag von Bund, Ländern und Gemeinden in Höhe von 185 Milliarden Euro als "deutlich zu hoch gegriffen". Es sei unsinnig, mit Zahlen zu operieren, die "zum Teil ins Fantastische gehen".
Nach einer Studie des Familienbundes sind der "Welt" zufolge in diesem Betrag auch Leistungen enthalten, die längst abgeschafft würden. Außerdem würden Beträge eingerechnet, die von der Kirche, von Arbeitgebern oder den Beitragszahlern der Sozialversicherungen bezahlt werden. Einbezogen seien zudem Leistungen, die nur Beamte und Angestellte im Öffentlichen Dienst bekämen. Der Familienbund kommt nach eigenen Berechnungen nur auf eine Familienförderung des Staates von jährlich rund 56 Milliarden Euro.
Das Familienministerium will bis Juni konkrete Berechnungen zu Verteilung und Wirksamkeit der Familienförderung vorlegen.
Quelle: ntv.de